Costa Rica hat viele Nationalparks. In einigen Quellen liest man von einem Drittel der Landesfläche. Das klingt immer sehr positiv. Ist es auch, denn im Vergleich mit anderen Ländern, erst recht im Vergleich mit Deutschland, Schweiz oder Österreich liegt Costa Rica damit ganz weit vorne.
Dennoch sollte man die Zahlen richtig liefern und verstehen. Wiki sagt, 26,5 % stehen unter Schutz. Das ist ja also eher ein Viertel als ein Drittel. Und es sind 26,5 % geschützte Fläche gemeint, nicht Nationalparks. Ein Nationalpark ist relativ streng geschützt. In Costa Rica vielleicht vergleichbar mit dem Schutzstatus in Europa. Aber in diesen Flächen sind auch Tierschutzgebiete, private Schutzgebiete oder ähnliche „Konstruktionen“ enthalten. Da ist der Schutz nicht immer so streng gegeben – und dennoch als positiv im Sinne der Natur und dem Schutz der einmaligen Tier- und Pflanzenwelt herauszustellen.
Viele der Parks bieten Infrastruktur in Form von Wanderwegen, Infozentren, Parkplätzen oder Rangerstationen. Viele Nationalparks in Costa Rica bieten einen tollen Einblick in ganz bestimmte Lebensräume oder Vegetationszonen. Es gibt Nationalparks, die könnte man durchaus als überorganisiert und zu stark besucherfrequentiert bezeichnen. Es gibt welche, da hat man das Gefühl, es handelt sich nur um teuer bezahltes Spazierengehen...
Es gibt aber auch, und das ist wohl sehr wichtig zu wissen, wenn man eine Costa Rica Reise plant, auch Gegenden, Regionen und Orte, die besser geeignet sind, die Natur zu erleben als so mancher Nationalpark in Costa Rica. Von solchen schönen Orten haben wir bereits in anderen Blogberichten geschrieben.
Hier nachfolgend nun, die Nationalparks, die nach unserer Erfahrung einen Besuch lohnen. Die Parks, die für uns und auch auf unseren Reisen (Rundreisen in Gruppe oder Mietwagenreisen) eher nicht in Frage kommen, bleiben unerwähnt.
Die Eintrittspreise haben in den letzten Jahren stark angezogen und betragen zwischen 8 und 18 $ pP. Zum Teil ist das schwer nachvollziehbar und auch ein nicht unwesentlicher Kostenpunkt.
Karibik: Cahuita Nationalpark
Es handelt sich um einen Tieflandregenwald an der Küste mit schönen Stränden und vorgelagertem Korallenriff.
Nach stärkeren Regenfällen kann an zwei Stellen das Überqueren = Durchwaten von Flussmündungen schwierig sein. Die Tour ist rund 9 km lang und endet an dem zweiten Eingang des Parks an der Landstraße nach Süden. Hier lassen Sie sich ein Taxi kommen oder nehmen den Bus nach Cahuita zurück. Er verkehrt etwa einmal in der Stunde. Zwischen Ausgang und Straße gibt es auch noch eine Einkehrmöglichkeit, eine Soda mit Cabinas.
Im Park sieht man oft Waschbären, Weißschulterkapuziner- und Brüllaffen, Faultiere und Tukane. Wenn sie mehr sehen möchten, ist es gut sich einen vor dem Eingang wartenden Guide anzuheuern. Baden sollten Sie zum Schutz des Riffes nur in der Nähe der beiden Eingänge. Deutsch geführte Wanderungen gibt es auch, wir empfehlen den Guide Gyula, ein wandelndes Lexikon! (Kontaktinfos gerne auf Anfrage)
Karibik: Tortuguero Nationalpark
Im Park gibt es hervorragende Möglichkeiten für die Sichtung von viele Wasservögeln, Affen, Faultiere, Reptilien (Grüne Leguane, Basilisken) und Amphibien wie Rotaugenlaubfrosch oder Pfeilgiftfrosch.
Zentraltal: Vulkan Irazu Nationalpark
Ein Berg, ein Vulkan, ein Park. Im Wesentlichen handelt es sich um den Krater und sein Umfeld, welches besucht werden kann. Aber das Gebiet ist hocheindrücklich und bei guter Sicht ein Muss. Von Cartago, Orosi oder Turrialba schnell erreicht und als Halbtagesausflug gut machbar. Mit dem Auto befährt man einen Parkplatz auf dem Höhenlevel wie der Krater selbst. Fast 3500 Meter! Da spürt jeder bei Belastung die Höhe und so sollte man es hier auch nicht übertreiben mit den Aktivitäten. Schauen Sie in Ruhe in den mit tiefblauem Wasser gefüllten Krater, schlendern Sie durch die skurrile Mondlandschaft im Umfeld.
Staunen Sie über Hochgebirgsspezialisten der Pflanzen- und Tierwelt. Einige Kolibris zum Beispiel kommen nur hier vor. Der Weg hinauf und hinunter verführt aber auch dazu, mal anzuhalten und die Pflanzen zu bewundern. Jede Höhenzone hat ihre eigenen Spezialisten, jede Art von Landwirtschaft besiedelt bestimmte Klimazonen. So finden Sie in der „Talstation“ auf rund 1000 Meter noch alle tropischen Anbaufrüchte wie Bananen, Papaya oder Zuckerrohr. Dann bis 1600 Meter Kaffeeanbau und bei rund 2500 Meter Erdbeeren.
Zentraltal: Tapanti Nationalpark
Es ist ein tolles Landschaftserlebnis mit einigen kleinen Wanderwegen auf milden 1200 bis 1600 Metern. Ideal um zu Beginn einer Costa Rica Rundreise zu akklimatisieren und erst mal anzukommen. Der Weg allein bis hin zum Park bietet zahlreiche lohnende Stopps, unter anderem an einer Brücke über einen Wildfluss oder in den Kaffeeplantagen oder an Forellenteichen.
Die Tiere sind oft sehr versteckt und es ist ein Suchspiel zwischen tausend Grüntönen. Aber es gibt hier die ganze Palette, welche Costa Ricas Bergland bietet, von Tapir bis Jaguar. Zumeist hört man aber nur hier und dort ein leises Zwitschern verschiedener Sperlingsvögel in den Ästen. Genießen Sie einfach die Ruhe und die Landschaft. Den Bergregenwald mit Bromelien, Orchideen und Philodendron, den Wildfluss und die Aussichtspunkte.
Pazifik Nord: Rincon de la Vieja Nationalpark
Bei diesem Nationalpark handelt es sich um ein Bergregenwaldgebiet im Übergang zum Trockenwald. Vulkanische Aktive Bereiche sind auf einem 4 km Rundweg miteinander verbunden. Staunen Sie über blubbernde Schlammquellen, „Minivulkane“, rauchende Lagunen in Rot- und Gelbtönen. Dazwischen noch tolle Aussichtspunkte und in der Regenzeit ein schöner Wasserfall. Erwarten Sie Affenarten, viele Vögel oder auch Gürteltier und Tamandua, den kleinen Ameisenbären. Staunen Sie über riesige Würgefeigen und über Ameisenakazien.
Dieser Park ist von La Cruz oder von der Finca Canas Castilla, von der Küste bei Liberia aus sehr gut ein einem Tagesausflug zu besuchen. Die Straße bis zum Park ist inzwischen asphaltiert. Diese führt zum Teil über Privatgelände und es wird ein „Wegzoll“ von der Finca Guacipellin erhoben von rund 700 Colones pP.
Pazifik Nord: Vulkan Tenorio Nationalpark
Wenn Sie auf entspannte Tier- und Vogelbeobachtung aus sind, bietet die ganze Region und das Umfeld des Parks Einiges. Aber wie in allen kurzen Beschreibungen der Nationalparks selbst, möchte ich hier nicht auf das Umfeld eingehen, sondern ihnen eine Einschätzung geben, ob ein Besuch des Parks selbst für sie das Richtige ist und wann.
Pazifik Zentral: Der Palo Verde Nationalpark
Die Ergiebigkeit des Parks ist aber sehr unterschiedlich: Je nach Wasserstand in der Lagune reichen die Kundenmeinungen nach Gruppenbesuchen von uns von „Das Beste auf der Reise“ bis zu „Das hätten wir uns sparen können“. In der Regel ist es in der „mittleren“ Trockenzeit gut. Das ist zumeist im Februar und März. War allerdings zu wenig Wasser in der Lagune, dann kann der Besucher schon früher auf eine vertrocknete Schlammfläche schauen. Leider gibt es keine Webcam oder Infomöglichkeit über den aktuellen Stand im Park. Gerne wird auch Eintritt erhoben, wenn nur Mücken für Aufregung sorgen. Ein besonderer Tipp: Direkt hinter dem Eingangshäuschen stehen oft Triele in der trockenen Wiese und viele große Schwarze Leguane sind sehr zutraulich.
Pazifik Zentral: Der Manuel Antonio Nationalpark
Es handelt sich hier um maritim geprägten Tieflandregenwald mit einer kurzen Trockenzeit in den Monaten Januar bis März. Im Zentrum der Halbinsel gibt es noch einen Mangrovensumpf, welcher spektakulär durch Stege erschlossen wird. Vor dem Park gibt es einigen „Rummel“ und Guides bieten sich an. Laufen sie daher erst mal etwas hinein, da wird es dann ruhiger. Und profitieren sie hier bei Beobachtung und Fotografie davon, dass die Tiere den Menschen gewohnt sind und sehr zutraulich daherkommen. Freuen sie sich auf Waschbären, Nasenbären, drei Affenarten inclusive dem seltenen Totenkopfäffchen. Viele Vögel, Faultier und Winkerkrabbe.
Wenn sie mit dem Auto anreisen: Vor dem Park gibt es aggressive Parkplatzeinweiser. Nehmen sie nicht den ersten Parkplatz, sondern versuchen sie zunächst weiter zu fahren, bis sie in dem Bereich des Strandes sind. Hier gibt es weitere Möglichkeiten.
Im Park darf gebadet werden, aber die Eingangskontrolleure nehmen ihnen sonst alles was Freunde macht aus den Rucksäcken: Kekse, „Kippen“ oder Taschenmesser. Denn gerade die Heimischen füttern oft die Kapuzineraffen mit allerlei Süsskram und sie werden dann krank und penetrant.
Pazifik Süd: Der Corcovado Nationalpark
Er ist ein Teil der Osa-Halbinsel und somit ein Tieflandregenwald ohne lange Trockenzeit. Lediglich einige Wochen, da geht die Niederschlagskurve etwas nach unten.
Der Ort Drake, eigentlich eine verstreute Ansammlung von Häuschen, liegt direkt an einem Ende das Parks. Somit der beste Ort, um dort einige Tage zu logieren und den Park selbst zu besuchen. Aber dorthin zu kommen ist nicht mit unwesentlichen Kosten und Aufwand verbunden. Denn Drake verfügt zwar auf der Karte über eine Pistenverbindung, die jedoch bei Regen unfahrbar wird. Somit ist man auf die Anfahrt per Boot angewiesen. Und zwar vom Fähranleger Sierpe aus. In Sierpe kann der PKW angestellt werden und er steht dann dort mehr oder weniger gut bewacht für die Zeit des Corcovado-Abenteuers. Dazu empfehlen wir mindestens drei Nächte in Drake. Ein Tag um den Park selbst zu besuchen. Das geht allerdings nur organisiert und mit Guide. In Gruppe. Ähnlich stringent wie auf Galapagos. Alles zum Schutz des wertvollen Gebiets. So bleibt ein weiterer Tag für die Küste, Schnochelausflug zur Isla de Cano oder Spaziergänge mit Kamera und Fernglas.
Es gibt zwei weitere Zugangsmöglichkeiten zum Park. Eine davon führt über eine Piste und über Puerto Jeminez und eine Andere noch durch das Binnenland und über die Dantica Corcovado Lodge. Aber für den Individualverkehr sind diese Optionen wohl eher nicht anzuraten. Somit erleben die meisten Gäste diesen Park organisiert und als komplettes Paket. Insgesamt, und hier spreche ich aber über die ganze Halbinsel, ist diese Region kaum zu überbieten, was ein Regenwalderlebnis betrifft. Ein Regenwalderlebnis, nicht ohne Pfiff, aber doch ohne ein „Überlebenstraining“ sein zu müssen.