Reisebericht / Deutschland

Naturtourismus während Coronazeiten

"Unsere Meinung"
27. November 2020

Europa

Deutschland

Naturtourismus während der Pandemie?

Diese verrückten Zeiten sind eine schwere Prüfung für alle, auch für uns Natur- und Reisefreunde. Und es sieht danach aus, dass diese Phase so schnell noch nicht beendet ist. Eine nun in greifbarer Nähe gerückte Impfung wird wohl frühestens im Herbst ihre Wirkung in der ganzen Breite zeigen. 

Einem Natur- und Reisefreund, zu denen wir uns auch zählen, unterstellen einige Zeitgenossen Egoismus und Inkaufnahme unnötiger Risiken. Das sollte man differenzierter sehen. Stubenhocker und TV-Intensivkonsumenten sowie Menschen mit einem wenig ausgeprägten Freiheits- und Bewegungsdrang mag das so erscheinen. Es ist unbewiesen und reine Spekulation, ob eine Aktivität in der Natur wie Wandern, Vögel beobachten, Fotografieren in Zusammenhang mit Reisen in Hotels und privatem PKW oder Kleinbus (in Gruppe) ein höheres Risiko bedeutet als das Daheimbleiben. Fest steht, dass es Lebensfreude und Gesundheit steigert, derjenigen die die Natur und freie Bewegung als Elixir betrachten.

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Personenbeschränkungen in Beobachtungshütten 

  

Wir selbst sind Reiseveranstalter und so wird man uns Zweckargumentation unterstellen. Darüber ärgern wir uns nun nach rund 8 Monaten Pandemie nicht mehr. Und möchten hier nachfolgend durch unsere Erfahrungen mit eigenen Reisen während Corona eine Einschätzung abgeben. Sowie eine Prognose auf das kommende Jahr wagen. 

Warum sollten wir jetzt reisen?! 

Die Hotels in West-Europa (und auch in Costa Rica) sind gut gerüstet. Wir waren in vielen Ländern unterwegs, haben in Deutschland, Österreich, Frankreich, Niederlande und Spanien Hotels während der Pandemie bewohnt. Alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen waren getroffen und wurden penibel eingehalten. Auf eine genaue Auflistung möchten wir hier verzichten, denn dass, was notwendig ist zur Senkung der Ansteckungsgefahr, das ist inzwischen Jedem in Fleisch und Blut übergegangen. Für denjenigen, der sich ein wenig mit dem Tragen der Masken abgefunden und arrangiert haben, bedeuten ihre Benutzung auch kein großer Verlust an Lebensqualität mehr. Sicher, wir bedauern es sehr, dass durch das Tragen von Masken sich eine soziale Abkühlung breiter macht. Es freut die Zeitgenossen, welche bisher ohnehin nur missmutig gegrüßt und gelächelt haben. Und auch ohne Maske diejenigen, die sich am „Küsschen rechts – Küsschen links“ gestört haben.

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Delfinbeobachtung mit den gängigen Hygienestandards! 

Es wird wohl nur waage Zahlen dazu geben, aber wir sind davon überzeugt, dass so Hotels und Pensionen mit guten Konzepten und deren Gäste keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. In jedem Supermarkt hingegen werden regelmäßig Mindestabstände zwischen Personen unterschritten und Hygieneregeln lockerer gehandhabt. 

 

Dasselbe behaupten wir von Restaurants. Und zwar in vielen Ländern Europas & Mittelamerikas. Auch hier haben wir in den letzten 8 Monaten den Praxistest gemacht und nicht einen einzigen Kellner ohne Maske vorgefunden. Vorbildlich sind hygienischer Umgang mit Speisekarten und Bezahlmöglichkeiten gelöst worden. Je weiter vom „Kartenmuffelland“ Deutschland entfernt, desto besser. Sie lieben halt ihr Schwarzgeld und nur Bares ist Wahres. Vorbildlich auch die Maßnahmen zur Vergrößerung der Sitz- und Tischabstände, zum Teil mit transparenten Wänden.  Dazu kommt, und da haben südeuropäische Reiseziele klare Vorteile, dass man in den Sommerreisemonaten viel mehr im Freien speist. 

Wie schaut nun die weitere Praxis aus? Auf Reisen in Coronazeiten:

Die Tagesaktivitäten bei unseren eigenen Rundreisen in kleiner Gruppe finden fast ausnahmslos im Freien, in der Natur, an der frischen Luft statt. Sicher, auf diesen Touren reisen wir gemeinsam in einem Fahrzeug. Kommen uns während der Aktivitäten, der Fotografie, beim Wandern und bei Beobachtungen doch recht nahe. Allmorgendliche und allabendliche gemeinsame Essenszeiten mit den Besprechungen der Naturerlebnisse, Fachsimpeln über erbeutete Fotos und geselligen Stunden würden es unvermeidlich werden lassen, einen Infekt weiterzutragen. Dagegen sehen wir das wesentlich größere Risiko, wenn wir das „ganz normale Leben“ betrachten, in Schulen, bei Gottesdiensten und Familienfeiern. Wir sind in sehr kleinen Gruppen von 4-7 Gästen mit 2 Reiseleitern über zumeist ein bis zwei Wochen unterwegs. Vor der Reise, und das ist selbstverständlich, wird jede Person nach ihrem Gesundheitszustand und Wohlbefinden befragt. Somit betrachten wir das Risiko für jedes Gruppenmitglied, erst recht für die große Allgemeinheit, für sehr überschaubar. 

 

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Bärenbeobachtung in Somiedo.. immer dabei: die Maske! 

Überschaubarkeit und Augenmaß sind, so denken wir, auch die wichtigsten Dinge beim Reisen mit Corona in 2021. Das Reisen in angemessener Form, Betätigungen in der Natur, Natur genießen und erleben wird wieder selbstverständlich werden müssen. Nach unserer Auffassung so selbstverständlich, wie das Zur-Schule-gehen und Einkaufen im Supermarkt. Dazu wünschen wir zukünftig mehr Toleranz von den heutigen Mahnern, welche ja auch durch das unsrige Zurückstecken bei den oben beschriebenen Aktivitäten in diesem Jahr geschützt worden sind. 

 

Weitere Reiseformen mit wenig Potenzial dafür, eine Pandemie zu befeuern, sind das individuelle Reisen mit dem Camper oder Wohnwagen. Oder natürlich auch, und um es hier auch mit aufzuführen, das individuelle Reisen mit PKW und in Hotels. 

Lange Kreuzfahrten mit großen Schiffen, Wochenendtouren mit großen Bussen in große Städte und Pauschaltourismus zu den Massenreisezielen mit überfüllten Stränden und nächtlichen Partys, Skimassentourismus mit „Apres-Ski-gebalze“ bieten hingegen mehr Chancen auf Verbreitung von Krankheiten. Daher, also wegen der letztes genannten Reisearten, kommt nun auch wohl der schlechte Ruf des Tourismus in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. 

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit rund 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Reisen während der Pandemie? 

Ja es geht auch in der Pandemie. Während Corona. Ich bin überzeugt, es werden keine dritten unbeteiligten Person durch das Reisen in der Natur, in kleinen Gruppen, mit der nötigen Umsicht und unter Einhaltung der gesetzlichen Verhaltensregeln beeinträchtigt. Gesundheitlich, gesellschaftlich und finanziell bedeutet diese Art von Tourismus ein Plus. Ein quasi-Reiseverbot, wie es aktuell der Fall ist, ist unangebracht und nicht schlüssig. 

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Stephan nahe Fuente De (Nordspanien) im Juni 2020  

Weiterführende Information

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