Du möchtest auf Costa Rica Urlaub machen? Dann bitte höre hier auf zu lesen und schaue noch einmal im Geographiebuch deines Sohnes nach.
Für diejenigen, die wissen wo sich die Schweiz Mittelamerikas befindet und etwas fortgeschrittene Reisepläne haben, gibt´s hier nützliche Tipps, welche das Reisen angenehmer machen. Nicht nur für Dich als Tourist, sondern eben auch für die Einheimischen. Sie werden Ticos / Ticas genannt, wegen ihrer Vorliebe in ihrer Sprache alles zu verniedlichen, so vermutet man. Aus ahora = jetzt wird ahorita = „jetztchen“; aus chico = klein wird chicito = kleiner wird chicitito = noch winziger.
Nicht alles, was ich aus meiner über 25-jährigen Reiseleitererfahrung auf die Tasten gebracht habe, darf 100%tig ernst genommen werden.
Sprache und Verständigung
In Costa Rica wird Spanisch gesprochen. Offiziell ist Englisch die zweite Amtssprache und wurde immer noch von einer Minderheit an der Karibikküste gepflegt. Aber die Zeiten sind fast vorbei. Für dich und die Reisepraxis bedeutet das nicht, dass du fließend Spanisch können musst. Einige Brocken, so bis 100 Wörter erleichtern das Reisen und Zurechtkommen ungemein. Besonders wenn man nicht in der Gruppe, sondern Individuell reist. Es öffnet auch die Herzen der Ticos, denn sie freuen sich wirklich über die Touristen, die ihr schönes Costa Rica besuchen und dann auch noch als Gastgeschenk ein fröhliches „Buenos Dias“ mitbringen. An der Hotelrezeption oder beim Mietwagenverleiher wird dann aber auch zumeist Englisch gesprochen. Beim Einkauf in Supermärkten, auf anderen Märkten oder in Restaurants ist englischsprachiges Personal eher selten anzutreffen.
Nun, das ist auch nicht weiter ein Problem, denn die Intention des Besuches ist ja klar: „Will kaufen“ oder „Habe Hunger“. Oftmals wird aber auch ein wenig Englisch verstanden aber aus Unsicherheit nicht gesprochen. Manchmal schwer zu verstehen, weil alle Ticos und Ticas doch in der (Pflicht-) Schule mehrere Jahre diese Sprache gelernt haben. Aber ist das bei uns in Europa anders?
Ich habe aber auch schon Mitreisende erlebt, welche notorisch in ihrem Dialektdeutsch geblieben sind und bestens durchs Land gereist sind. Sie lieben halt offene, freundliche, interessierte Menschen und dann funktioniert es auch mit „Lächeln, mit Händen und Füßen“.
„German“ Gemütlichkeit ?
Die findet man in Costa Rica, nicht in Deutschland. Denn Gemütlichkeit können sie besser. Überlege mal dazu: Der Mitteleuropäer zählt zum Beispiel die Hängematte zu den beliebtesten zu erbeutenden Souvenirs. Zumeist aber verstauben sie dann in der Heimat, sie werden nicht gebraucht.
Gemütlichkeit, das verstehen die Ticos. Das ganze Leben läuft hier einen Gang langsamer ab. Zuweilen nervt es (uns). Aber nur den „frischen“ Touristen. Ganz schnell geht die Akklimatisierung: Was hat es dich aufgeregt, wenn hinter einer langen Schlange wartenden Menschen im Supermarkt die Kassiererin erst mal ein ausgedehntes Schwätzchen mit der Kundin hält. Lebst du erst mal einige Monate in Costa Rica, dann bist du derjenige, der die Schlange provoziert und mit der Kassiererin die „Tagespost“ tauschst.
Ich möchte hier aber direkt auch damit aufräumen, dass die Einheimischen bequem, langsam und faul sind. Sie sind einfach gelassener und weniger gestresst. Die Arbeitszeiten sind in der Regel länger als bei uns, aber es wird natürlich nicht in der oft krankmachenden Effektivität und Effizienz gearbeitet, wie bei uns in Mitteleuropa. Es ist ja oft genau der Punkt, der Grund, worum wir die Ticos beneiden. Die Gelassenheit, die Gemütlichkeit, die Lockerheit mit der sie das Leben angehen. Und das können sie auch so handhaben, denn sie sind in ihren Ansprüchen und Wünschen doch noch auf einem einfacheren, bescheideneren Level.
Die Natur
Die Ticos sind stolz auf ihre Natur und ihr Land. Auf ihre Natur, noch weniger als auf ihren Fußball, lassen sie nichts kommen. Und sie freuen sich, wenn sich Reisegäste, Touristen dafür interessieren und eben auch die Natur lieben. Sicher gibt es ewig Gestrige, die auch heute noch ihren Farbeimer im Bach auswaschen oder die Schlange im Garten sofort einen Kopf kürzer machen. Im Allgemeinen hat sich ein gutes Umwelt- und Naturbewusstsein durchgesetzt. Es ist sicher noch in Sachen Schutz noch nicht alles Gold, was glänzt. Die Propagandamaschine der Regierung, das Umwelt- und Tourismusministerium, tönt immer zwei Oktaven höher als die Realität. Aber der gute Wille, wie „überall“ in der Welt, ist da.
Man merkt die Liebe zur Natur auch im Freizeitverhalten der Einheimischen. In Schulferien und an Feiertagen sowie Wochenenden sind Picknickplätze und Strände voll. Es wird gegrillt und gefeiert, was das Zeug hält. Erstaunlich wenig Müll bleibt danach liegen. Sport in der Natur, das Wandern, Radfahren wird neben der Hauptsportart, dem Fußball, immer populärer.
Straßenverkehr
Glaube nicht das, was der Fahrlehrer dir mal gesagt hat... Er hat gelogen. Zumindest konnte er nicht wissen, dass wir mal in Lateinamerika fahren würden. Denn du kannst besser alle Regeln aus Europa vergessen.
Das heißt nicht, dass es sehr anspruchsvoll ist, in Costa Rica Auto zu fahren. Eigentlich ist es völlig entspannt. Es wird nicht aggressiv gefahren, sondern ruhig und gelassen. Der Verkehr ist schon dicht, gerade im Zentraltal. Aber auf dem Land ist es ruhig. Allerdings muss man sich schon auf Schlaglöcher, fehlende Banketten, schlechte Beschilderung und unaufmerksame Verkehrsteilnehmer einstellen. Schlecht gesicherte Ladung, üble Fahrer oder defekte Beleuchtung sind eher die Norm. Rechne immer mit allem. Denke eine Kurve und Situation voraus. Fahre gelassen und quasi ohne Regeln. Denke immer: Der Stärkere hat Vorfahrt. Zuerst der Lastwagen, dann der Bus, dann Pickup-Penis-Autos, dann normale PKW und dann ... ganz ohne Rechte sind die Radfahrer und Fußgänger.
Regeln gibt es erst dann, wenn ein Verkehrspolizist meint, im Recht sein zu wollen, dir ein Ticket verpassen möchte oder du einen Unfall gebaut hast.
Restaurant, Hotel, Supermarkt in Costa Rica
Essen gehen ist unkompliziert in Costa Rica. Viele Restaurants haben sehr lange Öffnungszeiten, fast den ganzen Tag und bis zumeist so 20 Uhr. In Sodas, das sind Tages- und Frühstücksrestaurants, ist es noch einfacher. Keine Tischzuweisung ist nötig, die Speisekarte kommt prompt oder hängt an der Wand. Gerne hilft der Kellner bei der Auswahl, Zeit spielt keine Rolle. Die Wartezeiten dann auf Getränke und Speisen können deshalb schon mal üppiger sein. Können!
Ob du noch ein Bier möchtest, wir eher nicht gefragt. Da musst du offensiv werden. Fehlt etwas, wie Pfeffer, Salz, Gabel oder Messer, so warte nicht lange und gehe zur Theke. Es wird nie übelgenommen, wenn man mit Hand anlegt. Dafür wird auch dem Ersten am Tisch, der den Teller leergegessen hat, dieser unter der Nase weggezogen. Zum Zahlen ist es nicht unüblich, auch einzeln oder als Paar, zur Theke zu gehen und dort mit Karte oder cash zu zahlen. Mache dies lieber in Colones, als in US-Dollar. Du zählst sonst als Gringo.
In Hotels, so würde ich sagen, sind die Ticos recht europäisch. Also es geht so zu, wie in Europa oder in den USA. Ein Check-in ist relativ unkompliziert. Ein Ausweis wird selten verlangt. Lasse dir gerne das Zimmer erklären, denn Toiletten, Duschen und weitere Zimmertechnik sind oft ein kleines Abenteuer. Türschlösser will ich nicht vergessen, keines geht richtig. Das liegt zum Teil an der bescheidenen Qualität an Materialien, zum Teil aber auch an fehlendem Vermögen, Dinge richtig zu reparieren oder einzubauen.
Supermärkte, die kleineren werden oft Chino genannt, sind ebenfalls einfach zu „nehmen“. Zuweilen wirst du aufgefordert, deinen Rucksack am Eingang abzugeben. An der Kasse dann ist es sehr üblich, mit (Kredit-)Karte zu zahlen. Nur noch in kleineren Läden geht dies nicht.
Fotos und Film
Die Zeiten, dass gerade die Landbewohner glaubten, ihnen wird die Seele geraubt, wenn sie fotografiert werden, sind lange vorbei. Hat es sie überhaupt in Costa Rica gegeben?
Aber der Tourist, also der Gast, sollte ein wenig mehr Respekt walten lassen, wenn er knipst und filmt. Nicht nur in Costa Rica. Ungefragt Menschen und Privathäuser abzulichten, kommt nicht immer gut an. OK, es wird sich kaum jemand beschweren, aber es erzeugt ein unangenehmes Gefühl beim „Ins -Visir -Genommenen“. Das gilt auch für das Fotografieren und Filmen aus dem fahrenden Autos heraus, hinter verspiegelten oder getönten Scheiben. Oder mit dem starken Teleobjektiv. Denke öfter mal darüber nach, wie du dich fühlen würdest, wenn ein Asiate als Besucher in Europa in dein Haus oder dein Gesicht „zielt“.
Dresscode
Wenn meine Frau und ich am Flughafen in San Jose stehen, fragen wir uns immer auf welche Expedition oder Eroberungsfeldzug manche Menschen aus den Fliegern aus Europa möchten. Zumeist tragen sie Zipperhosen, Trekkinghosen, Multifunktionsjacken mit 1000 Taschen. Dazu fette Wanderschuhe bis kurz unter die Knie. So Mancher kommt schon mit Hut und Moskitoschutz aus dem Terminal.
Auf einem ganztägigen Urwaldspaziergang, gerade wenn man nicht im Manuel Antonio oder Rincon de la Vieja unterwegs ist, lasse ich das gerne gelten. Aber sonst bist du in Costa Rica am besten wie in Europa im Sommer unterwegs. In Hotels, Dörfern und Städten trage einfach Jeans, Hemd, T-Shirt. Nehme deine leichten, luftigen normalen Straßenschuhe oder auch Sandalen. Fette Lacher bei den Ticos erntet aber die Kombi Trekkingsandale und (weiße) Socke. Kurze Hosen in Städten sind auch, zumindest bei Einheimischen, eher die Ausnahme. Aber es wird dem Touristen „verziehen“.
Am Strand ist das Nacktbaden tabu. „Oben Ohne“ geht auch nicht. Das Land ist katholisch geprägt und daher hier eher konservativ. Auch Kinder bitte immer in Schwimmkleidung stecken. Nackte Kinder am Stand sind nicht gerne gesehen!
Pura Vida
Ein Ausruf welcher für einfach alles in Costa Rica zu gebrauchen ist. Er steht für „Alles klar“, „Alles egal“ oder „Alles gut“.