Flora & Fauna / Costa Rica

Greifvögel Costa Ricas

"Diesen Arten begegnen wir regelmäßig in Costa Rica"
01. Mai 2021

Mittelamerika

Costa Rica

Greifvögel in Costa Rica

Nicht jeder der greift, ist ein Greifvogel. Nicht jeder der raubt, ein Raubvogel.

Raubvogel? Das ist doch nicht mehr erlaubt zu schreiben, oder?

stephan_-_spektiv_am_playa.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/stephan_-_spektiv_am_playa_0.jpgU.R.U.R.
Stephan Martens - Reiseleiter der Ornithologischen Costa Rica Rundreisen 

Ich halte mich nicht an neue, durch genetische Untersuchung gewonnene Erkenntnisse oder möchte hier sprachlich Haare spalten, sondern fasse einfach und praktisch zusammen, wen man in Costa Rica wo beobachten kann. 

In meiner Auflistung sind die Geier und Falken mit enthalten. Zu den Eulen (... ja ich weiß, sie gehören eindeutig nicht dazu) komme ich in einem späteren Artikel. 

 

Seit 25 Jahren bin ich in Mittelamerika fast Zuhause. Zumindest immer für etwa 4 Monate im Jahr. Seit rund 20 Jahre führe ich als Guide Gäste aus Europa durch die Natur, seit 10 Jahren auch Ornithologen. Dabei lege ich Wert darauf, kein Artenrennen zu veranstalten. Meine Anzahl gesichteter Vögel in Costa Rica oder gar in der Welt weiß ich zum Glück nicht. So freue ich mich auch mal über die „Neusichtung“ eines Vogels, den ich schon wieder vergessen hatte. :o)

 

Ich finde es toll, auch in Ruhe ganz „ordinäre“ Dohlengrackeln zu beobachten, einer Braunschwanzamazilie (häufigster Kolibri in Costa Rica) beim Nestbau zuzusehen oder den Hellroten Aras beim Spielen in den Kokospalmen. Von mir aus können mir dann in dieser schönen Zeit Rudel vom Östlichen Waldschnäppertyrannen durch die Beine fliegen. 

Diese Auflistung beinhaltet auch nur Birds, welche ich im Land selbst gesehen habe und ist lange nicht vollständig. Hoffentlich aber eine Hilfe oder reisevorbereitende Unterhaltung für Naturfans und Ornis.

Rabengeier - Black Vulture – Zopilote negro

geierraben1martinkerstingcra004b01.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/geierraben1martinkerstingcra004b01.jpgM. KerstingM. Kersting
Rabengeier 
Überall ganzjährig anzutreffen bis zur Baumgrenze. Nicht nur in Costa Rica heimisch. Rabengeier sind eher kleine Geier und fast völlig schwarz. Im Flug recht gut an den weißen Flügelspitzen zu erkennen. Oft treten sie in Gruppen auf und sind nicht besonders menschenscheu. Ja er ist wohl als Kulturfolger zu bezeichnen. Ich erkläre mir die Häufigkeit mit dem Vorhandensein von noch immer offenen Müllkippen im „Öko-Vorzeige-Land“ und den unendlich vielen Hunden, die auf den Straßen plattgefahren werden. Verwechslungen kommen höchstens mit dem Truthahngeier vor, welcher aber als adultes Tier einen roten Kopf hat und etwas größer ist. 

 

Für die Fotografen ein Tipp: Versuchen sie nicht krampfhaft, den ersten Geier nach Ankunft im Tropenparadies in der Luft und großer Entfernung auf die Speicherkarte zu bannen. Warten sie ruhig, irgendwann sitzen sie direkt neben dem Auto im Graben, kauen an einem toten Skunk herum und lassen sich nicht stören. Wenn sie nicht aussteigen!

Besonderheit: Sie führen ein strenges Familienleben, sind monogam und kümmern sich bis zu acht Monate um ihre Jungen. Ihre Nester legen sie auf dem Boden an. 

Truthahngeier – Turkey Vulture – Zopilote cabecirrojo

Der große Bruder des Rabengeiers. Ja eigentlich aber näher verwandt mit dem, jedenfalls bewusst, noch nie gesehenen Kleinen Gelbkopfgeier. Er ist auch im ganzen Land und ebenfalls bis zur Baumgrenze anzutreffen. Im Hochgebirge aber viel seltener. Außer an seinem bei Erwachsenen Tieren roten Kopf auch im Flug durch die grauschwarze Zweiteilung der Flügelflächen gut zu bestimmen. Im September und Oktober sowie von Februar bis Mai passieren viele Überwinterer aus Nordamerika die Landenge von Costa Rica, insbesondere an der karibischen Seite. Interessant ist, dass Truthahngeier, Rabengeier und auch Königsgeier ihre Nahrung, also Aas, recht gut und kilometerweit durch den Geruch orten können. Eine gute Anpassung an diesen natürlicherseits durchgängig bewaldeten und damit unübersichtlichen Lebensraum. Altweltgeier sind offensichtlich eher „Augentiere“(Nach neuen Erkentnissen auch “Ohrentiere“).

 

Kurioses: Die Polizei in Kärnten begann 2010 mit der Abrichtung von Truthahngeiern, um Leichen aufzuspüren. 

Königsgeier – King Vulture – Zopilote Rey

geier-knigsgeier_siegfried.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/geier-knigsgeier_siegfried.jpgSiegfriedSiegfried
Königsgeier 
In Costa Rica ein regelmäßig zu beobachtender Neuweltgeier. Stattlich groß mit 81 cm und 2 m Flügelspanne. Unverkennbar durch sein schwarz-weißes Gefieder und den leuchtend bunt-roten Kopf. Sein starker Schnabel und die gewaltigen Krallen sind Werkzeuge, welche auch die übrigen Geier beeindrucken und so ist er am Aas dominant. Die Königsgeier sind deswegen zumeist die ersten „Gäste“ am Kadaver. Ihr Lebensraum ist eher das Tiefland, wo man sie zumeist einzeln oder paarweise und fast ohne Flügelschlag segeln sieht. 

Sie sind ebenfalls keine Nestbauer, ihnen genügt oft ein Felsvorsprung oder eine Astgabel. Jedoch nicht am Boden, wie die Rabengeier, sondern gerne in der Höhe von rund 20 bis 30 m. Zur der Fütterung des einzigen Jungen werden vorverdaute Nahrungsbrocken ausgewürgt und mit dem Schnabel übergeben. Bis zu 600 Tagen bleibt dann das Jungen in der Nähe der Eltern und so finden Bruten auch nur alle 2 Jahre statt. 

 

Ihr Vorkommen reicht von Südmexiko bis Nordargentinien. In Costa Rica sehen wir ihn regelmäßig in der Karibischen Tiefebene um Boca Tapada und Cano Negro. Aber auch in der Region Golfito hatten wir schon gute Sichtungen gehabt. Es gibt Lodges, die Futterplätze für Geier vorhalten und die der Fotograf buchen kann. 

Interessant: Sein wissenschaftlicher Name lautet Sacroramphus papa. Also eine Anspielung auf „Seine Heiligkeit“. Der kahle Kopf und eine gewisse Ähnlichkeit zu Kopfbedeckungen von Bischöfen, Kardinälen und Päpsten ist gegeben.  Dabei noch das schwarz-weiße Federkleid .... so ergab sich auch die ältere Bezeichnung „Papst-Kondor“. 

Fischadler – Osprey – Aguila pescadora

adler-fischci.baumgartner.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/adler-fischci.baumgartner.jpgI. BaumgartnerI. Baumgartner
Fischadler mit Schwarzbarsch 
Ja, er kommt auch in Costa Rica vor und ist ein fast waschechter Kosmopolit. Ein unverwechselbarer mittelgroßer Greif mit langen Flügeln und typischem schwarzweißen Gefieder. Er bewohnt alle fischreichen Gewässer, waldreiche Seen aber auch Mangroven und Küsten. Für den Nestbau bevorzugt er hohe Bäume mit flacher Krone, auch Gittermasten. Zumeist werden zwei Junge groß und die Familie bleibt dann noch 1-3 Monate zusammen. Bevorzugte Beute, welche Überraschung, sind Fische der Größe 150-300 Gramm. In Notzeiten aber auch kleine Säuger, Wasservögel oder Reptilien und Amphibien. 

Seine Krallen sind perfekt für das Greifen von Fischen konstruiert: Mit einer Außenzehe, die er nach hinten wenden kann. So ist er auch in der Lage, nach dem Fang dann beim anschließenden Weiterflug den Fisch für die beste Aerodynamik zu drehen. 

Fischadler sind, wie auch die Neuweltgeier, weitgehend monogam. In fischreichen und nicht zu kalten Gegenden standorttreu und mit nachgewiesenen 25 Jahren sogar in Freiheit recht langlebig. 

 

By the way: Mir ist schleierhaft, warum viele Greifvögel, die in grausamer Gefangenschaft ihr Dasein fristen und dort älter werden als in der Natur? Unfälle, Vergiftungen und der Hungertod sind seltener, aber die Depressionen durch ein Leben hinter Gittern müssten sie umbringen.

Wüstenbussard – Harris`s Hawk - Busardo Mixto

Wüstenbussarde kommen nicht nur in Wüsten vor, wie ihr Name vielleicht vermuten lässt. So fanden wir ihn in Costa Rica in semiariden und feuchten, sogar sumpfigen Gegenden, die nicht komplett bewaldet sind. Besonders im Norden und Nordwesten. 

Das Leben in offenen Geländen ist wohl auch die Ursache für ihre für Greifvögel einzigartige soziale Struktur innerhalb ihrer Familien. Sie leben in kleinen, lockeren Familienverbänden. Meist 5 Tiere mit einem dominanten Weibchen und in einem Revier von 5 qkm. Auch die Jungenaufzucht ist Familiensache und so beteiligen sich auch ältere Geschwister an der Nahrungsbeschaffung und Fütterung der Jungen. Durch diese Strategie können Wüstenbussarde bis zu drei Bruten im Jahr absolvieren. 

Auch die Jagd erfolgt in Gruppe: Zum Teil in Ansitzjagd, aber auch als gemeinschaftliche Hetzjagd, welche sogar auf dem Boden fortgesetzt werden kann. So sind manche Gruppenmitglieder mal als Jäger aus der Luft und mal als Treiber auf dem Boden oder Unterholz tätig. 

 

Wussten sie, dass..... sie wegen dieser Jagdstrategie beliebt bei Falknern sind? Ich lehne die Falknerei (als archaische Auslebung von Urtrieben) im Zeitalter der dramatisch schwindenden Biodiversität ab. 

Fischbussard – Black-collared Hawk – Busardo Colorado

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Fischbussard 
So groß und in Lateinamerika so häufig wie ein Mäusebussard. In Costa Rica allerdings seltener. Ein verhältnismäßig kleiner Kopf bei kräftigem Körper und eine stark gebogene und raue Kralle, ähnlich wie beim Fischadler, sind seine Kennzeichen. Sein weitgehend rotbraunes Gefieder (bei schwarzem Halsband und beigem Kopf) ist aber nicht wie beim Fischadler wasserabweisend. Und so muss er, wenn er beim Fischen mal abtaucht, sich umgehend trocknen. Seine Lebensräume sind Süß- und Brackwasser des Tieflandes in Offenlandschaften oder auch Mangrovenwäldern. Die Jagd auf vornehmlich Fische (auch Frösche, Vögel, Echsen, Großinsekten) findet insbesondere an flachen Stillgewässern statt. Dabei oder davor sitzt er meist an. Und nutzt dafür Pfähle, Baumspitzen oder auch Leitungen. Aber zuweilen jagt er auch aus dem Segelflug heraus und die Beute wird dann zunächst zu einer Warte geflogen. 

Seine großen Horste erstellt er in Bäumen in Gewässernähe und zieht dort zumeist nur ein bis zwei Junge groß. 

 

Eigene Sichtungen in Costa Rica: Schutzgebiet Cano Negro, Region Golfito und Nationalpark Palo Verde.

Schneckenweih – Snail Kite - Caracolero Común

greif_-schneckenweih_biancahahn.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/greif_-schneckenweih_biancahahn.jpgBianca Hahn Bianca Hahn
Schneckenweih 
Er wird auch als Schneckenmilan bezeichnet und ist, zumindest wenn man in nicht nur aus zwei Kilometer Entfernung sieht, durch seinen dünnen Hakenschnabel unverwechselbar. Dieser ist perfekt zum Lösen von Schnecken aus dem Gehäuse geeignet. Er fischt dazu die Schnecke mit den Fängen aus dem Wasser, fliegt zu einer Warte, hält das Opfer mit seinen Krallen und bringt sein Spezialwerkzeug zum Einsatz.  Beim erwachsenen Hahn ist das Werkzeug rot und schwarz, beim Weib und Jungspund eher gelblich. Sein Gefieder anthrazit und graubraungescheckt beim Weibchen und juv.. Sie wirken, zumeist und im Flug, fast komplett schwarz, jedoch hellem Bürzel und Unterschwanzdeckfedern.

Insgesamt gibt es in Lateinamerika und Florida vier Unterarten mit zum Teil ganz anderen Namensbezeichnungen. 

Seine Nester baut er in über dem Wasser hängenden Ästen; noch nicht einmal sehr hoch, aber unerreichbar für Räuber. Dazu zählen in Costa Rica Abgottschlange, Hühnerfresser, Nasenbär, Waschbär aber auch Katzen wie Ozelot oder Ozelotkatze. 

 

Wo zu sehen? Auf unseren Rundreisen sehen wir den Schneckenweih regelmäßig und oft lässt er sich auch bei der Nahrungsaufbereitung beobachten. Gute Regionen sind dafür der Palo Verde Nationalpark und Cano Negro. 

Schwalbenweih – Swallow-tailed Kite - Elanio Tijereta

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Schwalbenweih 
Dieser außergewöhnliche Greif erzeugt jedes Mal ein großes „Hallo“ bei Erstsichtern aus Europa. Denn er hat einen (Rauch-) Schwalbenähnlichen Schwanz und ein sehr charakteristisches schwarz-weißes Gefieder. Dazu segelt er während der Zugzeiten oft in Gruppen. 

Verwandt ist er übrigens mit dem Wespenbussard. Und von der Größe her wie ein Schwarzmilan. Seine Heimat ist ganz Lateinamerika und der äußerste Süden der USA. 

In Costa Rica sehen wir oft Gruppen von Schwalbenweih, in den Bergen und beim Zug. Aber sie brüten hier (in CR) auch. 

Sehr interessant ist seine Jagd. Er erbeutet im Flug Großinsekten und mittelgroße Insekten wie schwärmende Termiten oder Ameisen. Aber er „zupft“ auch baumbewohnende Echsen und Frösche von den Baumkronen. 

Ja er ist so ein guter Flieger, dass zu seiner Beute sogar die Kolibris zählen. Der Verzehr der Nahrung, ja und sein Leben spielt sich somit zum großen Teil in der Luft ab.

Das Nest wird in hohen Bäumen errichtet und beide Alttiere ziehen zumeist ein oder zwei Jungtiere groß. Die Beute wird allerdings dann im Sitzen zerteilt und übergeben. 

 

Interessant ist, dass ...... über den Weltbestand Unklarheit herrscht und von mehreren Hunderttausend bis zu wenigen Zehntausend schwankt, weil er häufig Migrationsbewegungen durchführt und sein Lebensraum Wald und halboffener Wald zumeist unübersichtlich ist. 

Weißschwanzaar – White-tailed Kite - Elanio Maromero

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Weißschwanzaar 
Er hat große Ähnlichkeit mit dem in Spanien vorkommenden Gleitaar. Ist jedoch etwas größer. Wie „alles“ in Amerika. 

Im ersten Augenblick denkt man an eine Möwe, wenn er sitzt, an einen Falken. Unverkennbar sind seine Schwarz-weiß Zeichnung und sein rotes Auge. 

Seine Verbreitung sind die Küstengegenden der Vereinigten Staaten, große Teile Mexikos, Mittelamerika und Südamerikas Norden sowie Südamerikas Osten. Sie lieben halboffene Gebiete, auch strukturreiche Agrarregionen und meiden geschlossene Wälder. In großen Teilen der USA sind sie durch Bejagung ausgerottet worden. 

Interessant ist ihr Jagdverhalten: Sie gleiten in Höhen von 5-30 Meter durch ihre Reviere, nutzen Gegenwinde geschickt aus um in der Luft stehen zu bleiben und rütteln auch. Sie bevorzugen als Nahrung kleine Säugetiere etwa von Maus bis Rattengröße. Nur selten nehmen sie Vögel, Insekten oder Reptilien, Amphibien. Ihre Nester errichten sie in Bäumen, ihre Brutpflege dauert recht lange. Zunächst wird die Nahrung noch von beiden Alttieren zerlegt und gereicht, später nur noch über dem Horst angeworfen. Im Schnitt werden zwei Junge flügge und zumeist alsbald aus dem Revier vertrieben. Besonders, wenn noch eine weitere Brut folgt. 

 

Unsere Sichtungen in Costa Rica: Wir haben diesen tollen Greif mehrfach im Orosital und in der Region Vulkan Miravalles und Vulkan Tenorio gesehen. Durch seine Jagdtechnik, nämlich dem Innehalten an einer Stelle in der Luft, ist er ein dankbares Fotomodell.

Wegebussard – Roadside Hawk - Busardo Caminero

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Wegebussard 
In Lateinamerika weit verbreitet. Nur in Chile fehlt er. Dabei ist er so häufig, wie bei uns der Mäusebussard. Doch deutlich kleiner und zierlicher. Somit immer gut, wenn man einen Greif dieser Gestalt und Größe sichtet, zunächst auf einen Wegebussard zu tippen. Die Herren kommen noch zierlicher daher und sind dann mit 31-34 cm fast Zwerge. Seine Lebensräume sind vielgestaltig, von dichtem Wald bis Offenlandschaften. Und auch in Siedlungsgebieten des Menschen ist er nicht selten. Und wenn er dort nistet, zeigt er sich trotz seiner überschaubaren Größe sogar gegen Menschen aggressiv. Gut so!

Wegebussarde sind nicht sehr wählerisch in der Art ihrer Nahrung. Zumeist sind es aber Insekten, kleine Reptilien und Nager, wo es kleine Affenarten gibt auch Jungtiere derer. 

 

In Costa Rica: Es gibt keinen Ort, den ich hier nennen könnte. Er ist allgegenwärtig, sitzt zumeist auf irgendwelchen Warten, Stromleitungen oder Bäumen und beobachtet in Ruhe, was er dann so erbeuten könnte. Ein hübscher Kerl, wenn er erwachsen ist, mit blaugrauem Kopf und Flügeldecken. 

Breitflügelbussard – Broad-winged Hawk - Gavilán de Alas Anchas

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Breitflügelbussard 
In Costa Rica ist er “nur” Wintergast. Aber diese ausgedehnten Winterurlaube der Bussarde (September bis Mai) aus Nordamerika fallen ja zumeist dann in die bevorzugte Reisezeit der Europäischen Birdwatcher. Sie halten sich in Costa Rica gerne in Gruppen auf, insbesondere im Bergland. Er liebt geschlossene Wälder und die Randbereiche. Und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wegebussard, besonders mit seiner Jugendausgabe. Aber ist schon mit 41 cm deutlich größer, jedoch immer noch kleiner als unser Mäusebussard. 

Er gilt als Nahrungsgeneralist, jagt immer die Beute, die er besonders einfach erreichen kann und die häufig vorkommt. Mäuse, Frösche, kleine Vögel bis Taubengröße, Reptilien wie Echsen. Aber, wenn es gutes Angebot gibt, kann er auch wochenlang auf Insektendiät sein. Dabei ist er, wie der Vorgänger, ein typischer Ansitzjäger.  Er wartet in 10 bis 20 m Höhe, dann der lautlose Gleitflug und die Tötung durch Nackenbiss. 

 

Was macht ihn besonders? Ja ich möchte ihm nichts Böses, aber er hat nichts was ihn heraushebt. Aus der Menge der Bussarde. Er ist ein halt ein Durchschnittstyp. Und überall auch mal zu sehen.

Krabbenbussard – Common Black-Hawk - Busardo negro

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Krabbenbussard 
Hier mal ein Bussard, der die Größe (56 cm) unseres „Heimatbussards“ nur um einige Zentimeter übertrifft. Fast völlig schwarz ist er an den Küsten, wo er ausschließlich vorkommt, eigentlich höchstens mit dem noch etwas größeren Schwarzbussard zu verwechseln. Sein Verbreitungsgebiet ist Mittelamerika und der Norden Südamerikas. 

Entsprechend seinem Namen sollte man meinen, er wäre ein intensiver Krabbenspezialist. In der Realität hält sich die Biomasse der Beute vom Krabben-Anteil her bei rund 50%. Vögel wie Ibisse, kleine Reiher oder Löffler gehören ebenso wie Fische (auch Aas) zum Programm. 

Um sie zu jagen, sitzt er oft an. Dann erfolgt der berühmte Gleitflug und das Schlagen der Beute am Boden. Sieht man ihn kreisend, ist er zumeist auf der Suche nach einem neuen Ansitz. Nicht auf Beutesuche direkt. Er kann aber auch „am Boden“: Kranke, schwache Tiere, Insekten und Reptilien erbeutet er zu Fuß. 

 

Wussten sie, dass .... Krabbenbussarde bei Nahrungsüberschuss an trockenen Orten ihre Beute vor Konkurrenten verstecken und später wieder aufsuchen? 

Dass er an den Küsten, insbesondere an Flussmündungen oder Mangroven, in Costa Rica zu den häufigsten Greifen zählt?

Prachtadler – Ornate Hawk-Eagle - Águila galana

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Prachtadler 
Zunächst die “trockenen” Daten: Er ist etwas größer und kräftiger aus unser Mäusebussard. Einzigartig sein Aussehen. Mit einem typischen Federschmuck auf dem Kopf, welcher so ein wenig an eine preußische Pickelhaube erinnert. Sie leben fast in ganz Lateinamerika, bevorzugen die Vegetationszonen Tieflandregenwald und unteren Bergregenwald. Dort leben, jagen und lieben sie an Waldrändern, an Fließgewässern oder Straßen- und Wegeschneisen. Als Einzelgänger oder im Paar. Sie fliegen zumeist am Morgen kreisend durch ihr Revier, um gute Ansitzplätze zu finden. Von diesen aus jagen sie in „bussardmanier“ Hühner, Reiher, Rallen, Tauben sowie Grauhörnchen und andere Nager wie Ratten oder Agutis. Auch ein junger Wickelbär oder Waschbär muss sich in Acht nehmen vor diesem Jäger. Das Brutgeschehen ist nicht ganz so gewöhnlich; ein bis zwei Junge werden in einem sehr großen Nest in hohen Bäumen großgezogen und noch bis ein Jahr danach von den Eltern versorgt. 

 

Wir sehen diesen tollen Adler so auf jeder zweiten Tour; zumeist an Wegrändern in Bäumen in Waldschneisen ansitzend. Recht nahe lässt er uns dann zum Fotografieren herankommen. Schwerpunkte sind Orosital und die karibische Tiefebene um Sarapuiqui und Boca Tapada. 

Weitere Besonderheiten: Er ist ein kräftiger Jäger und schafft es, Tiere zu schlagen, welche das Doppelte seines eigenen Körpergewichtes haben. Er zeigt durch das Aufstellen der Haube an, ob er sich über etwas freut oder aufregt. 

Buntfalke – American Kestrel - Cernícalo Americano

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Buntfalke 
Er wird auch Amerikanischer Turmfalke genannt. Ist jedoch etwas kleiner und bunter. Und in der gesamten Neuen Welt in allen offenen und halboffenen Landschaften incl. Gebirgen weit verbreitet. Auch in den Siedlungsräumen der Menschen. Die Genetiker haben gerade ihren Spaß daran, bis zu 17 Unterarten zu unterscheiden. Aber bei den Kohlmeisen gibt es auch winzige Unterschiede zwischen den Individuen in Deutschland und Spanien. Und solange sie (die Genetiker) dann nicht die Bestimmungsbücher dicker machen, sollen sie weiterforschen. 

Seine Jagdstrategie ist spektakulär, ja wie auch bei unserem Turmfalken: Zuweilen sitzen sie an. Warten und beobachten. Dabei sind leicht zu entdecken, weil sie sich auf einem kahlen Ast oder Telegrafenmast nicht so gut verstecken können. Aber sie rütteln auch gerne. Und dann folgt der rasante Sturzflug. Zuweilen mimt er aber auch einen Sperber und kommt im Tiefflug überraschend daher. An anderen Tagen betätigt er sich als „Fußjäger“ und greift nach Insekten oder Skorpionen. Hauptbeute sind aber kleine Säuger und Reptilien. Ab und an auch Vögel und Amphibien. 

Ihre Nester gibt es nicht. Das heißt sie bauen eigentlich keine Nester, sondern legen ihre Eier wie alle Falken in Höhlen oder Mulden. Oft in Bäumen (Nachmieter von Spechten), aber auch an Gebäuden, Masten, Hausdächern. In Costa Rica legen sie 2-3 Eier und 1-2 Junge werden nach einem Monat Brutzeit und weiterem Monat Aufzuchtzeit flügge und damit selbstständig. 

 

In Costa Rica sehen wir Buntfalken auf jeder Reise. Besonders in den Trockenzeiten in Guanacaste fallen sie auf. Als spezielle und ergiebige Orte möchte ich die Region um La Cruz und um den Nationalpark Palo Verde nennen.

Fun facts: Er ist der kleinste Falke des Gebiets und der zweitkleinste Falke der Welt und mit rund 220 Gramm ein wahrer Ultraleichtflieger. 

Er ist wohl in der Lage, UV-Licht zu sehen und kann deshalb bis spät in die Dämmerung hinein „arbeiten“. 

Fledermausfalke – Bat Falcon - Halcón Murcielaguero

Ebenfalls sehr klein, jedoch etwas schwerer als der Vorgänger. Typisch ist sein dunkler Kopf und seine fast schwarzen Flügeldecken. Wie eine Miniaturausgabe des Wanderfalken oder ein kleiner Baumfalke. Sie leben einzeln oder im Paar. Meist monogam, wie Menschen. Vor der Brutsaison sieht man rasante Balzflüge zur Paarfestigung und vielleicht auch zur Demonstration, dass dieses Revier besetzt ist? So wird es auch intensiv gegen Artgenossen verteidigt. In der Brutzeit schafft das Männchen die Nahrung heran. 

Fledermausfalken leben in ganz Lateinamerika bis Nordargentinien, besonders im Tiefland und im Trockenwald oder gestörten Flächen, also auch im Siedlungsbereich. 

Sie essen, wie der Name sagt, gerne Fledertiere. Aber sie sind nicht die Hauptnahrung. Häufigere Opfer sind Vögel, Libellen, Heuschrecken oder Käfer. Fledermäuse jagt er in der Dämmerung, nur selten in der Nacht. 

Fledermausfalken sehen wir regelmäßig auf Bootstouren z B auf dem Rio San Carlos oder auf dem Rio Sierpe. Das liegt nicht daran, dass sie gerne oder bevorzugt an Flüssen leben, sondern dass wir aus den Booten die Augen oft gen Himmel richten und diesen so absuchen. 

 

Wussten sie, dass .... Die Schwarze Kappe des Falken das Auge vor zu viel Sonnenlicht schützt? Dass der kleine Falke sehr schmale Flügel hat und so seinen Opfern gegenüber die Ähnlichkeit zu Seglern „rücksichtslos“ ausnutzt?

Karibikkarakara – Crested Caracara - Carancho Norteño

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Karakara 
Er ist ein ungewöhnlicher Greif, insbesondere für uns Europäer. Sehr farbig, hübsch und mit 58 cm schon gut Mittelgroß. Wenn man als mittlere Bezugsgröße den Bussard nimmt. Er lebt im südlichen Nordamerika und nördliche Südamerika und in Allem dazwischen. Meist einzeln, durchaus zu manchen Zeiten aber auch in Gruppen bis zu 40 Tieren. Seine „Jagd“ ist nicht so „edel“ wie eigentlich eines Greifs würdig wäre. Eher geierähnlich ist er auf Aas aus, lungert am Straßenrand herum und wartet auf Autos, die Tiere „plätten“. Er ist oft mit seinen strammen Beinen auf dem Boden unterwegs und nimmt auch das eine oder andere Insekt auf, frisst Eier von Bodenbrütern oder nimmt anderen Greifen seine Beute ab. Bei Mangel an Aas versucht er sich auch an lebendigen Reptilien, Schildkröten, Amphibien und Krabben.

 

Er ist in Costa Rica sehr häufig und so sehen wir ihr auch sicher auf jeder Tour. Nur nicht im Hochland und an der karibischen Küste. 

Was ist noch interessant? Die Mexikaner sind für mich als „Halbtico“ ein seltsames Völkchen und so haben sie diesen Pseudogreif als Nationalvogel auserkoren. 

Gelbkopfkarakara – Yellow-headed Caracara - Caracara Chimachima

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Gelbkopf-Karakara 
Ein mit rund 44 cm kleiner Karakara. Nicht von der Färbung, aber von Gestalt an einen Bussard erinnernd. Lebt im nördlichen Südamerika östlich der Anden und im Norden bis Costa Rica. Hier kann man ihn erst seit 1973 sehen. Wohl weil sein bevorzugter Lebensraum die halboffenen Gebiete sind und somit dem Weideland, den Menschen folgt. Nicht ganz so stark wie der Karibikkarakara ist er ein Aasfresser. Aber seine Jagd ist eben auch nicht so ganz greifvogeltypisch: Er sucht das Weidevieh nach Zecken und Insekten ab oder scharrt sogar auf dem Boden nach Würmern und Gliederfüßlern. Aber er nimmt auch Reptilien, Vögel, Säuger. Ein Nahrungsopportunist also. Dabei ist er oft gesellig, lebt in kleinen Gruppen. Nur zur Paarungszeit eben paarweise.

Wie alle Karakaras zählen sie zu den Falken, bauen aber echte Nester in niedrigen Bäumen. 

 

In Costa Rica: Sie sehen wir nahezu auf jeder Costa Rica Naturreise. Ein Paar nistet regelmäßig auf dem Gelände der Finca Bavaria bei Uvita. Aber auch im Umfeld der Finca Canas Castilla in Guanacaste bei La Cruz sind sie regelmäßige Gäste. 

Lachhabicht – Laughing Falcon - Halcón Reidor 

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Lachhabicht, ein Schlangenjäger 
Er wird auch zuweilen als Lachfalke bezeichnet. Seine Heimat ist ganz Lateinamerika ohne Chile und Uruguay. Und er ist ein wirklich hübscher Kerl, etwas größer als der Gelbkopfkarakara, also etwa bussardgroß. Ockergelbe Brust und Bauch, braune Flügeldecken und mit „Räuberbinde“ ebenfalls hübsch kontrastierend in braun und zum ockerfarbenen Grundton.  

Ihre Lieblingslebensräume sind offene Landschaften oder Steppen in Ebenden und in mittlerem Bergland. Seine Nester baut er in Felsnischen und großen Bäumen. Beide Altvögel kümmern sich um Brut und Aufzucht des zumeist dann nur einem flüggewerdenden Jungen. Lachfalken lachen ganz typisch und weit hörbar. Schaffen sie sich deshalb vor einer Costa Rica Reise die Töne der wichtigsten Vögel an. Es gibt Apps oder klassische Tonträger. 

Seine Diät ist aber schon besonders Extra: Schlangen ergreift er aus dem Sturzflug direkt hinter dem Kopf. Seine hornigen Beine und das dichte Bauchgefieder schützen ihn sogar vor den Bissen giftiger Exemplare. Aber er mag auch kleine Säugetiere, andere Reptilien und Fische. 

 

In Costa Rica sehen und hören wir ihn auf jeder Reise. In Uvita in der Zone Pazifik Süd kennen wir mehrere Nistbäume. Ebenso am Arenalsee, an dem Hotel Nepenthe gibt es einen Nistplatz in einem freistehenden Baum am Hang. Er ist relativ häufig und wohl wegen der im Gegensatz zu früheren Zeiten großflächigeren Offenlandschaften ein Profiteur der menschlichen Landschaftsumgestaltung. 

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit über 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Stephan Martens, Ihr Reiseleiter in der Vogelwelt Costa Ricas!

Auf unseren bewährten Rundreisen für Naturfreunde führe ich seit über 25 Jahren kleine Gruppen mit maximal 6 Teilnehmern durch Costa Rica. Mit kleinen Safaris und Wanderungen erschließen wir uns gemeinsam die spannensten Lebensräume. Wir bieten Reisen an mit 14 Tagen und 22 Tagen. Auch Privatführungen und maßgeschneiderte Mietwagenreisen sind möglich. 

Vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Artikel! Gerne stehen wir Ihnen für Fragen zu dem Thema Natur oder zu Fragen zu unseren Reisen zur Verfügung!

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