„Mit dem richtigen Verhalten zu einer gelungenen Naturreise“
Akklimatisieren bedeutet, sich möglichst schonend an die neuen Bedingungen in einem Zielland zu gewöhnen. Superfrauen und Supermänner meinen immer, das gehe an ihnen vorbei und sie stecken das schon mit links weg.


Dabei ist eine bewusste und schonende Akklimatisierung vielleicht sogar der wesentliche Bestandteil, um sich im Zielland oder Erdteil wie z B Costa Rica, Panama, Ecuador, Afrika, Asien schnell wohl zu fühlen und die Reise und die neuen Eindrücke und die Natur genießen zu können. Innerhalb Europas spielt das keine so große Rolle. Allerdings kann auch schon eine bewusste langsame Eingewöhnung in ein Reiseland wie Spanien oder Griechenland viele Vorteile mit sich bringen. Es hängt aber auch immer von der Reiseroutine ab. Vielreisende oder Menschen, die auch geschäftlich reisen, sind an diese Umschwünge besser gewöhnt.
Wir sollten uns also schon vor einer Reise dazu Gedanken machen:
1) Welches Klima, Temperatur und Luftfeuchtigkeit erwartet mich im Zielland?
Komme ich aus dem Winter oder aus dem Sommer in dieses Land? Befinde ich mich dort im Hochland oder an der Küste?
Wenn Sie die Möglichkeit haben, zunächst einige ruhige Tage einzulegen, dann machen Sie das. Wenn Sie können, wählen Sie ein Reiseziel auf etwas größerer Meereshöhe, wo in den tropischen Gebieten die Temperaturen oft viel gemäßigter sind. So haben sie zum Beispiel in Costa Rica oder Panama oder auch in Ecuador die Möglichkeit, die ersten Tage im Bergland zu verbringen und dort auf Höhe von 600-1500 m frühlingshafte Temperaturen zu genießen. Anschließend könnte die Reise dann in die tieferen Region weiter erfolgen, wo ja deutlich höhere Temperaturen und größere Schwüle zu erwarten ist. Unternehmen Sie in den ersten Tagen nicht zu viel. Wenn Sie in der Heimat auch sportliche Wanderer sind, sollten Sie es zunächst mit kleinen Spaziergängen gut sein lassen. Passen Sie auch mit der Sonneneinstrahlung auf, verwenden Sie Hüte, langärmlige Hemden und ausreichend Sonnenschutz. Die Sonne ist in den Tropen oft 20-zigmal stärker als in Europa im Winterhalbjahr. Das belastet den Körper, meistens ist es jedoch kaum spürbar. D.h. spürbar wird es dann, wenn man bei nicht angepasst im Verhalten dann sich eine Magenverstimmung oder Ähnliches einfängt und sich dann fragt, woher es denn gekommen sein möge.


Achten Sie in den ersten Tagen auf geeignete, bequeme Kleidung. Man muss nicht unbedingt direkt in die kurzen Hosen, wenn die Temperaturen über 25° sind. Nutzen Sie langärmlige Hemden, Sonnenhüte und luftige Kleidung. Nicht unbedingt diese Kunstfaser-Trekking-Kleidung aus dem Decathlon Markt. Lieber Baumwoll- oder Leinenkleidung, auch ohne 1000 Reißverschlüsse, Taschen und Zipper. Akklimatisieren ist so viel angenehmer!
2) Auf welcher Meereshöhe lande ich, wenn ich in ein neues Land komme?
Das ist sicherlich immer ein Thema, wenn man nach Südamerika speziell in die Andenländer reist. Wenn man wie in Quito, Ecuador auf 2800 m landet, sollte man sich zumindest hier auch Gedanken machen, wie man die Anfangszeit angeht. Der Sauerstoffgehalt ist hier geringer und das macht sich auch auf dieser Höhe dann schon bemerkbar. Zur Zeitumstellung, zur Anstrengung durch den langen Flug, kommt das dann noch hinzu.
Wer auf 2800 m dann einige Tage verbringt, sollte es besonders ruhig angehen lassen. Der größte Fehler ist direkt noch höher zu reisen und erste Tage und Nächte auf Höhen von mehr als 3500 m zu verbringen. Eine gute Höhenakklimatisierung bedeutet max. 1000 m pro Tag.
Während meiner langen Tätigkeit als Reiseleiter habe ich oft Leute erlebt, die sehr sportlicher Natur waren, aber auf der Höhe dann schnell ihre Grenzen feststellen mussten und eine schlechte Zeit hatten.
Das passiert eben nicht, wenn man die Zeiten berücksichtigt und sich schont.


Ich kann die Euphorie verstehen, in ein fremdes Land zu kommen und direkt loszuziehen, um in die Natur hinaus zu gehen, um die ersten Kolibris zu sehen, um den Kondor zu finden. Dennoch sollten Sie sich bremsen.
3) Wie viel Zeitverschiebung habe ich bis ins Zielland?
Auch in diesem Punkt überschätzen sich die Reisenden zu oft. Eine Zeitverschiebung von 6-7-8 Stunden, wie nach Ecuador, Panama oder Costa Rica, braucht sicherlich 3-4 Tage zur Verarbeitung. Meine Erfahrung ist hier, dass man sich möglichst schnell aber ohne Stress an die neue Zeit gewöhnen soll. Ich stelle meine Uhren schon in Europa auf die neue Zeit ein. Und versuche dann dort einem normalen Tagesablauf zu folgen. Das bedeutet nicht ewig ausschlafen, sondern so aufstehen, wie die Aktivitäten und das Alltagsleben es dort verlangen.
Das lange Ausschlafen gelingt einem nach einem Flug nach Costa Rica ohnehin nicht: Ich prognostiziere allen Neuankömmlingen immer, wenn ich sie gerade vom Flughafen abgeholt habe, dass sie in der Nacht um Drei oder Vier Uhr wach werden und dann sehnsüchtig darauf warten, dass es endlich hell wird, um hinaus ins Grüne zu gehen und den ersten tropischen Vogel im Garten zu entdecken.
4) Welche Ernährungsumstellung erwartet mich?
Wenn ich zu Hause recht flexibel und experimentierfreudig in Sachen Ernährung lebe, habe ich damit sicherlich nicht so große Schwierigkeiten. Menschen mit Allergien und speziellen Nahrungseinschränkungen oder auch selbst auferlegten Gewohnheiten tun sich dann dort in diesen Ländern etwas schwerer. Viele Länder sind noch nicht darauf eingerichtet, dass man sich über die Qualität des Essens zu intensiv Gedanken macht, sondern versuchen erst mal die Quantität zu liefern. Aber in touristisch entwickelten Gebieten gilt dies nur abgeschwächt. Auch wenn zum Beispiel internationale Gerichte erhältlich sind, sind die Zutaten wie Öle und Gewürze oft deutlich anders. Auch die Qualität des Wassers zur Nahrungszubereitung spielt eine Rolle. In Europa ist die Qualität des Trinkwassers sicherlich gut geprüft, ebenso in Costa Rica. Aber so einige Länder der Tropen sind da einfacher aufgestellt.


In Sachen Essen und Trinken tue ich also in den ersten Tagen gut daran, es nicht zu übertreiben, maßvolle Portionen zu wählen und Qualitäten wählen, die denen in Europa einigermaßen nahekommen. Gerade auch mit Alkohol sollte man sich in den ersten Tagen zurückhalten. Trinken Sie lieber nicht zu kalte Wasser-Fruchtsaft-Gemische. Nehmen Sie, trotz höherer Temperaturen, auch nicht zu große Mengen an Flüssigkeit zu sich. Der Körper sagt es uns schon, wann wir Durst haben.
Übertreiben Sie es darüber hinaus nicht mit den Mengen an frischen Tropenfrüchten. Es ist natürlich paradiesisch, diese schmackhaften und reifen Früchte wie Papaya, Mango oder Ananas schon zum Frühstück serviert zu bekommen. Was in Costa Rica zum Frühstück der Standard ist! Das bedeutet aber für den Körper in größeren Mengen eben auch eine Umstellung und so sollten Sie die Aufnahme dann auch nur langsam steigern.
Stellen Sie sich bei den "Feststoffen" darauf ein, dass sie in einigen Ländern auf ihr geliebtes Brot verzichten müssen. Dort, wo man sich auf Touristen eingestellt hat, wird dies in übler Qualität zwar auch gereicht, aber oft sind Reis und Bohnen oder Tortillas die Frühstücksgrundlage.


Und nach der Reise?
Wenn sie dann zwei oder drei Wochen hoffentlich ohne Probleme eine Naturreise erlebt haben, geht es wieder zurück nach Europa. Und dann gilt es wieder ähnliche Dinge zu beherzigen, wie bei der Anreise. Langsam an die neue, alte Umgebung gewöhnen ist hier ebenso angesagt. Nehmen Sie nach der Tropenreise nicht eine Woche Urlaub, auch wenn sie es sich erlauben können. Ein Tag nach dem Flug sollte reichen und dann gehen Sie in den Alltag zurück. Machen Sie Ihren Job, aber in moderatem Tempo. Nehmen Sie sich ruhig Termine vor, aber sorgen Sie dafür, dass sie keinen Stress haben. Mit einem halbwegs normalen Alltag kommen Sie am schnellsten wieder in den gewohnten Takt.