Costa Rica in ein Eldorado für Birder, Vogelbeobachter und Naturfreunde die Reiher mögen. Im Gegensatz zu Europa zeigen sie sich in der Schweiz Mittelamerikas recht zutraulich und bieten dem Fotografen oft gute Chancen für perfekte Bilder. Ich gehe davon aus, dass dieses wenig scheue Verhalten gerade in Costa Rica auf die seit längerem völlig verbotene Jagd zuzuschreiben ist. Ja, sie lesen richtig, seit Jahren ist jegliche Jagd in dem Tropenparadies untersagt!


Reiher stehen natürlich auch gerne dort, wo der bequeme Regenwaldbesucher gerade mit dem Boot vorbeigleitet. So versteht sich von selbst, dass es eben mehr Sichtungen gibt, als von unsteten und heimlichen Ameisenvögeln im Unterholz düsterer Wälder.
Wir führen sie gerne mit unseren Gruppenreisen (4-6 Gästen) zu den Reihern. Oder zeigen ihnen wo sie sie finden, auf einer individuellen Mietwagentour mit WhatsApp-Support, dem schnellen Draht zu unserem Vogelspezialisten Stephan Martens.
Zur Familie der Reiher gehören rund 19 Gattungen und insgesamt 68 Arten. Das klingt gar nicht so unüberschaubar viel. Viele Arten haben aber ein ausgesprochen großes Verbreitungsgebiet. Das ist sicher Resultat der erfolgreichen evolutionären Konstruktion, guten Anpassungsfähigkeit und der ausgefeilten Jagdstrategie. Aber auch von Verbreitungsmöglichkeiten entlang von Küsten, Seen und Flüssen. Ein Vogel, welcher nur in einem Paramo-gebiet in Costa Rica vorkommt, ist sicher schnell ein Endemit und kommt nur hier auf der Welt vor. Beispiel ist der Vulkanjunko, eine Ammer die nur ab 2.700 Metern vorkommt.


Viele Reiher weltweit haben lange Beine und dolchartige Schnäbel. Zumeist bevorzugen sie Süßwasserlebensräume. Ihre Hauptbeute sind Fische, Krebse, Würmer, Schnecken, Frösche, Molche, Insekten, Jungvögel und Eier. Aber auch Aas und Abfälle werden genommen.
Die meisten Reiherarten brüten in Kolonien. Beim Nahrungserwerb gibt es Einzeljäger oder Gruppenjagden. Ihr Zugverhalten ist wenig ausgeprägt, in gemäßigten Zonen schon mehr als in den Tropen Costa Ricas.
Zuweilen liest man von Tag- und Nachreihern. Das ist jedoch keine Eingruppierung von miteinander verwandten Arten, sondern nur eine Sortierung nach Lebensgewohnheiten. Und diese ist noch nicht einmal gut gelungen, wenn ich daran denke wie oft ich Nachtreiher tagsüber fliegen sehe. Es gibt Reiher, die sind echte Meister der Tarnung. Dazu würde ich die Südamerikanische Rohrdommel zählen. Über andere Arten kann man nur staunen, dass sie bei ihrer Auffälligkeit als weißer Vogel in grüner Wiese noch nicht ausgerottet sind. Ich denke hier an Kuhreiher und Silberreiher.
Ich bin kein Freund von Systematiken. Aber finde verwandtschaftliche Beziehungen schon spannend und eben oft eine Hilfe, um sich eine Brücke zu bekannten Familien und


Regelmäßig in Costa Rica zu beobachtende Reiher im Portrait:
-Die Gattung Tigrisoma macht etwas Mühe.-




Von der Gestalt und Verhalten ähneln sie unserer Rohrdommel. Die Färbung ist natürlich ganz anders. Meist stehen sie einzeln und heimlich unter den Uferbäumen, im Pflanzendickicht. Lauernd auf Fische, Echsen, Frösche, Großinsekten und Krebsen. Zuweilen schreiten sie bedächtig und vorsichtig am Ufer entlang. Durch Fernglas und Fotografie wird seine feine Zeichnung und Färbung erst gut sichtbar! Diese drei Arten sind wohl strukturell und farblich die schönsten Reiher Lateinamerikas.
-Die Gattung Egretta-
Die meisten Arten dieser Gattung zeichnen sich durch zumindest zeitweise weißes Gefieder aus. Und ich beziehe den cosmopolitischen Silberreiher hier mit in die Beschreibung ein. Er ist zwar nun ein „Ardea alba“, davor war er ein ein „Casmerodius albus“, aber noch davor eben ein „Egretta alba“. Bei regelmäßigen Umbenennungen bleibt halt alles in Bewegung und lebendig.
Alle Egrettas sind darüber hinaus schlank, fast grazil und meist Freiwasserjäger. Daher auch die weiße Gefiederfärbung. Der Vogel hebt sich aus der Fischperspektive nicht so stark vom hellen Himmel ab.
Der Rötelreiher (Egretta rufescens) ist nur an den Küsten zu finden. Nicht unbedingt häufig, weil er nur von November bis April in Mittelamerika Urlaub macht. In Flussmündungen, also in Brackwasserhabitaten nahe Uvita, ist er aber regelmäßiger Gast. Auf den ersten Blick kann man ihn mit dem Dreifarbenreiher verwechseln. Spannend ist, dass es helle und dunkle Morphen gibt.


Häufigerer Migrant (September bis Mai) ist der Dreifarbenreiher (Egretta tricolor). Mit 66 cm ist er kleiner als der Rötelreiher, aber größer als der Blaureiher. Sie sind auch im Binnenland zu finden und jagen oft sehr agil und flink im freien Flachwasser; eine Freude sie dabei zu beobachten. Oft trifft man sie in kleinen Trupps an.
Weiterer Vertreter der Gattung Egretta ist der allgegenwärtige und fast überall in Costa Rica häufige Schmuckreiher (E. thula). Das Gegenstück von „unserem“ Seidenreiher. Also seine Schmuckfedern sind nicht ganz so lang, weshalb es wohl auch nicht so intensiv gejagt wurde. Mit 61 cm ist er eher mittelgroß bis klein, aber eben sehr auffällig durch seine schneeweiße Farbe (Snowy Egret) und gelben Füße. Diese setzt er zur Imitation von Würmern oder Insektenlarven ein. So steht auf einem Bein und bewegt seine Zehen im Wasser verführerisch. Bis ein Fisch sich täuschen lässt...
Ebenfalls recht häufig ist der kleinere und sehr zierliche Blaureiher (Egretta caerulea). Als weißer Reiher, in der Jugendzeit eben, mit weißem Gefieder erkennbar. Adult ist er dann wunderschön stahlblau. Und so ist er dann auch zeitweise in dichtem Ufergrün oder im Freiwasser zu finden. Mal harrt er der Tiere, die an ihm vorbeischwimmen und zuweilen ist er sehr aktiv auf der Jagd. Zuletzt habe ich ihn in sauberer Kooperation mit der Biguascharbe (Neotropischer Kormoran) am Rio Frio auf Fischzug beobachtet. Die Kormorane trieben im Trupp kleine Fische gegen das Ufer und mehrere Blaureiher bedrängte sie vom Ufer her.
Ja und ja eigentlich aus der Familie, äh, Gattung ausgestoßen ist der Silberreiher (Ardea alba). Er ist uns aus Europa wohlbekannt, weshalb ich hier auf weitere Beschreibung verzichte. Der größte der weißen Reiher.
Es gibt noch einen weiteren fast weißen Reiher in Costa Rica, nämlich den Kuhreiher. Er ist definitiv kein Egretta, sondern hört auf den wissenschaftlichen Namen „Bubulcus ibis“. Fast überall auf der Welt fühlt er sich allmählich Zuhause, in Europa breitet er sich rasant aus und in Costa Rica ist er seit 1954 auf der Liste der einheimischen Birds. Ein echter Kulturfolger: Dort wo es Viehhaltung auf Wiesen gibt ist er nicht weit. Oft in Trupps laufen sie neben, vor unter dem Weidevieh herum. Schnappen dann nach aufgescheuchten Insekten. Aber auch auf dem Rücken von Rindern habe ich sie schon gesehen und picken dort nach Fliegen und Zecken.


Mein Favorit unter den Reihern in Costa Rica ist der Grünreiher (Butorides virescens). Recht klein aber kurzhalsig-stämmig mit 46 cm. Er schleicht und stielt sich durch das Ufergehölz, mal zur Salzsäule erstarrt, mal langsam pirschend. Zuweilen in Mega-Zeitlupe.
Der Knüller ist aber eine seiner Jagdtechniken: Er nimmt einen Köder, zum Beispiel Brotkrümel, wirft sie auf das Wasser und wartet darauf, dass Fischchen nach diesem Brot schnappen.
Und gerade wegen seiner Färbung, der je nach Licht unterschiedlichen Ausprägung der Grün- und Brauntöne, ist er ein dankbares Fotomodell.

Die Amerikanische Zwergdommel (Ixobrychus exilis) wollte ich fast unterschlagen. Denn sie ist recht heimlich und fast unsichtbar. Ein typischer kleiner Schleicher. In Caño Negro (Medio Queso) habe ich sie in 25 Jahren nun einmal gesehen. 30 cm misst sie nur.
Wie der Name des größten Reihers Lateinamerikas vermuten lässt, ist sein Verbreitungsgebiet nicht auf Costa Rica alleine beschränkt. Ich schreibe vom Kanadareiher (Ardea herodias). Also ein naher Verwandter des Silberreihers. Aber mit 117 cm deutlich größer und so grau wie ein Graureiher in Europa. In der „Frontpartie“ hat er aber dazu noch einiges an Weinrot aufzubieten.
Beeindruckend ist er, wenn er lautlos wenige Meter über das Wasser eines stillen Sees oder großen Flusses vor der Kulisse des Tieflandregenwaldes gleitet. Fast majestätisch wirkt er, wenn er souverän am Ufer weilt und dabei scheinbar lässig auf Beute lauert. Das können neben Fischen, Basilisken, jungen Krokodilen auch andere Wasservögel bis zur Größe einer fast erwachsenen Ente sein.


Ornithologen machen für ihn gerne einen Umweg. Ja mach einer plant seine Reise nach ihm. Die Rede ist vom Speerreiher oder Agami (Agami agami). Sein Verbreitungsgebiet in Lateinamerika ist schon beachtlich, aber er ist überall wohl nicht sehr häufig. Führt ein heimliches Leben in ganz speziellen Habitaten. Zumeist trifft man ihn in Seitenkanälen von mittelgroßen Flüssen. Dort oft im Halbdunkel unter Bäumen und zwischen Röhricht. Um es besonders auch den Fotografen nicht einfach zu machen. Wenigstens bewegt er sich dann, wenn man ihn geortet hat, in Zeitlupe. Mit 70 cm ist er allenfalls ein mittelgroßer Reiher, aber sehr schlank und mit äußerst langem Schnabel. Damit jagt er nach Fischen, Reptilien, Amphibien und Mollusken. Seine kleinen Brutkolonien sind öfter in der Nachbarschaft von Kahnschnabelkolonien zu finden.
Den Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) kennen wir Birdwatcher ja auch aus Europa. Aber man könnte ihn auch als Kosmopolit bezeichnen. Nur in Australien und am Südpol fehlt er. Wenn sie in Brutzeit sind oder die Nahrung knapp wird, jagen sie auch am Tage nach Fischen, Würmern und Insekten. Alles andere was krabbelt ist vor ihnen aber auch nicht sicher und sogar Aas oder Abfälle werden genommen. Sein Schnabel lässt ja auch eher einen Opportunisten vermuten. Seine schnelle Anpassungsfähigkeit wurde ihm in Europa fast zum Verhängnis. Gerne fand er sich bei Fischzuchten ein und wurde deshalb erbarmungslos geschossen. Seine Brutkolonien sind ebenfalls, wie beim Speerreiher, gerne in Gesellschaft anderer Reiherkolonien zu finden.


Ein weiterer spannender Vertreter dieser „Linie“ ist der Krabbenreiher (Nyctanassa violacea). Körperbau und Größe (61 cm) erinnert sehr an den Nachtreiher. Und ebenso ist er nachtaktiv. Die Jungvögel beider Arten können in ihrem gescheckten Gefieder fast nicht unterschieden werden. Aber die Färbung des Gefieders der Altvögel lässt dann natürlich keine Zweifel und so ist der Krabbenreiher absolut unverkennbar. Fisch ist nicht so sehr sein „Ding“, er steht eher auf Krebse, Weichtiere, Amphibien und Insekten. Ich würde sie in Costa Rica als häufig bezeichnen.


Auf unseren Ornithologischen Reisen durch Costa Rica gelingt es uns in Gruppe von 4-6 Personen zumeist rund 12 Reiherarten zu sichten und auch in Ruhe zu beobachten. Denn das Letztere ist und neben der Fotografie ein wichtigeres Anliegen, als Arten zu zählen.


Das Wesen der Reiher ist nicht bestechend. Sie verstehen es, die wunderbarsten Stellungen anzunehmen: keine einzige von diesen kann anmutig genannt werden.
- Alfred Edmund Brehm -