Flora & Fauna / Deutschland

Naturreiseziel Bodensee

"Natur und Vögel am zweitgrößten Alpensee"
28. Oktober 2020

Europa

Deutschland

Naturreiseziel Bodensee

Für viele Zugvögel ist der Bodensee Dreh- und Angelpunkt. Viele Arten versammeln sich hier um weiter nach Süden zu ziehen, manche finden das Milde Seeklima bereits passend und überwintern hier. Seine Ausmaße veranlassen viele Zugvögel die von Norden oder Süden kommen, ihn zu umfliegen. Somit sind sie rund um den See zu beobachten. 

Gut 530 qkm Seefläche, das gute Nahrungsangebot, die natürlichen Ufer ziehen Unmengen an Wasservögel an. Insbesondere am Untersee mit seinen ausgedehnten Flachwasserbereichen und somit genügend Nahrung für Rast- und Überwinterer.

Der Wasserstand ist recht dynamisch und biete so weiteres Potenzial: Ab August fällt normalerweise der Wasserstand und legt dann in den Folgemonaten Schammflächen frei. Also somit wichtige Gebiete für durchziehende Watvögel. Die Ufer vereisen recht selten und so diesen diese dann auch zum Beispiel für Brachvogel, Alpenstrandläufer und Kiebitz als Überwinterungsort.

limikole-brachvogel-gr._m.norden.jpghttps://die-naturreise.de/sites/default/files/pictures/lib1/limikole-brachvogel-gr._m.norden.jpgM. NordenM. Norden
Großer Brachvogel 

Als Brutgebiet ist der Bodensee für Wasservögel eher mittelmäßig beliebt. Zwar haben Kolbenente und Schwarzhalstaucher hier wichtige Zentren, aber wegen der Schwankung des Wasserstandes kommt es zum Beispiel bei Enten mit festen Nestern immer wieder zu Gelegeverlusten. Die Stockente gleicht dies sicher durch ihre Anpassungsfähigkeit aus, aber so ist es nicht verwunderlich, dass schwimmnesterbauende Arten wie Blässhuhn und Haubentaucher hier obenauf sind.  

Die enorm großen Röhrrichtflächen gerade im Wollmatinger Ried sind bedeutende Rückzugsorte für den seltenen Drosselrohrsänger oder auch den häufigeren Teichrohrsänger. Und auch die Bartmeise lebt seit einigen Jahrzehnten hier. 

Welche Gebiete lohnen für den Naturfreund besonders?

Das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried bei Konstanz

Genauer liegt das Gebiet zwischen Konstanz, der Insel Reichenau und Allensbach. Leider, wie so häufig in Deutschland, sind große Gebiete gesperrt und nur mit Führungen zugänglich. Dass es anders geht, wird zum Beispiel in den Niederlanden eindrücklich bewiesen.

Insel Reichenau mit Wollmatinger Ried NSG © Deutschland abgelichtet Medienproduktion Quelle DZT  

Allerdings ist es vom Damm aus, welcher die Insel Reichenau erschließt, gut möglich ins Schilf und über Wasserflächen zu blicken. Das Parken eines Wagens stellt jedoch eine gewisse Herausvorderung dar: Über den Damm und bis auf die Insel, dann rechter Hand. Dann läuft man einige Hundert Meter zurück und findet hier Infotafeln und auf dem Dach einer der Ruine Schopflen an der Südseite eine Aussichtsplattform. Von den Strandbädern dann auf der Insel Reichenau selbst hat man ebenfalls Möglichkeiten, in die Schilfbestände zu spähen.  Oben in der Einleitung bereits erwähnt sind die Kolbenenten und Schwarzhalstaucher. Weitere brütende Besonderheiten des Rieds sind Zwergdommel, Rohrweihe, Baumfalke, Tüpfelsumpfhuhn und Beutelmeise.
Im Herbst und bei freiliegenden Schlickflächen tauchen dann Kiebitz, Zwergstrandläufer, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Bekassine, Brachvogel und Dunkler Wasserläufer auf. Im Winter können die Beobachter mit Singschwan, Spießente oder gar Zwergschwan rechnen. Über 40.000 Wasservögel sind keine Seltenheit, dank des guten Nahrungsangebots durch Wasserpflanzen und Kleintiere wie Kleinkrebse, Insektenlarven, Muscheln und Fische. Durchziehende Kormorane, Schnatterenten, Krickenten, Löffelenten, Tafelenten und Reiherenten sind der sichtbare Beweis. 

Das Vorarlberger Rheindelta

Zwischen Alten Rhein im Westen und dem Kanal der Dornbirner Ach im Osten liegt dieses Gebiet im Osten des Bodensees. Es besteht aus Auwald, Streuobstwiesen, Schilfgebieten, Schlammflächen und Flachwassergebieten. Außerdem einigen Flächen die landwirtschaftliche Nutzung erfahren oder auch Touristische. Entlang des Dammes lassen sich gerade im Frühling Teichrohrsänger und Rohrammer gut beobachten. Und ab Mitte Mai sogar Drosselrohrsänger oder Zwergdommel. Achten sie in diesen Monaten auch auf Steinschmätzer, Braunkehlchen, Brachpieper und Ortolan auf den angrenzenden Äckern und Riedwiesen. Und auf verschiedenen Seeschwalbenarten in der Fussacher Bucht. 

Als Brutort beliebt ist bei Lachmöwen, Flussseeschwalben und Schwarzkopfmöwe die Lagune und die Kiesinsel zwischen Mündung des neuen Rheins und der Fussacher Bucht. Fans der Riedwiesen sind außerdem noch Bekassine, Brachvogel, Uferschnepfe und Schaftstelzen.

Im Herbst lohnt der Besuch insbesondere wegen der riesigen Entenmengen und der auf den freiliegenden Schlickflächen zu sehenden Watvögel incl. immer doch einiger Irrgäste aus Nordamerika.  

Alpenstrandläufer  

Der Winter ist dann hier wohl die ergiebigste Zeit: Die breite Flachwasserzone zwischen Rohrspitz und Wetterwinkel ist ein Eldorado für Wasser- und Watvögel: Schwarzhalstaucher, 10-12 Entenarten, 3 Sägerarten. 

Über das ganze Jahr: Fast alle europäischer Reiherarten, seltene Limikolen, Möwen und Seeschwalben. 

Das Eriskircher Ried

Es ist das größte Naturschutzgebiet am Nordufer. Zwischen Friedrichshafen und Langenargen. Feuchtwiesen, Streuobstwiesen, Rörrichtbestände, Wasserläufe und Auwald neben einer breiten Flachwasserzone bestimmen das Bild. Am Ufer verläuft ein Weg, über den man zwei Aussichtstürme erreichen kann. Im Spätwinter und Frühling können hier Singschwäne gesichtet werden. Sie reisen dann aber in ihre Brutgebiete nach Lappland. Ebenso sind jetzt viele Watvögel anwesend, denn die trockengefallenen Schlickflächen bieten beste Nahrung. Im Frühling dann fällt insbesondere die stimmgewaltige Nachtigall auf, weitere Brutvögel sind Haubentaucher, Schnatterente, Schwarzmilan, Pirol und Eisvogel.

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Bartmeise 

Vernachlässigen wir mal den Hochsommer und betrachten wir den Herbst: An bestimmten Zugtagen werden hier 30.000 und mehr Durchzügler registrieren. Und im Winter ebenso viele Wasservögel in den Flachwassergebieten: 10 Entenarten zu bestimmen ist hier keine Besonderheit. Versuchen sie es vom Seezugang neben der Badeanstalt aus.

Achten sie auch auf Spuren des Bibers, der sich hier wieder seit einigen Jahren als Landschaftsgestalter betätigen darf.

Das Radolfzeller Aachried und die Aachmündung

Am Zeller See zwischen Radolfzell, Moos und Überlingen ist was los. Bestens zu sehen vom Hafensteg in Moos mit Blick Richtung Aachmündung: Im Spätherbst und Winter rechnen sie mit Bekassine, Krickente, Löffelente, Pfeifente, verschiedenen Reiherarten und Haubentauchern in Massen. Speziell seien hier noch Seltenheiten wie Zwergsäger oder Eisente genannt. 

Die Brutzeit wird bereichert durch Zwergtaucher, Schwarzhalstaucher, 5 Entenarten, Rohrweihe, Baumfalke, Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Bart- und Beutelmeise sowie Neuntöter dazu. „Allerweltsarten“ mal bei Seite gelassen. 

Das Schweizer Oberseeufer: Die Seetaucherstrecke

Dieser Teil des Sees ist nicht besonders geschützt. Aber von großer Wichtigkeit für Überwinterungsgäste und Zugvögel. Er erscheint mit seinem Kiesufern und so röhrrichtfrei recht lebensfeindlich, ist aber für Tiere, welche tiefe und nährstoffarme Gewässer benötigen, besonders wertvoll. Wegen der hier im Winter regelmäßig anzutreffenden Prachttaucher und Eistaucher wird er “Seetaucherstrecke“ genannt. Darüber hinaus kann der mit einem guten Spektiv ausgestattete und bei klarer Sicht operierende „Orni“ Rothalstaucher, Ohrentaucher oder Samtenten entdecken. Weitere häufigere Entenarten oder Taucher sind hier mal unerwähnt. Das Seeufer ist fast überall gut zugänglich.

Der Mindelsee nordwestlich des eigentlichen Bodensees

Nordöstlich von Radolfzell liegt der Mindelsee. Ein „Muss“ für jeden Naturfreund. Seit 1938 schon Naturschutzgebiet. 700 Blütenpflanzen und 120 Moosarten wurden bereits gezählt. 460 Hektar sind bestens erlebbar auf einem Rundwanderweg von geschätzt 5 Kilometern.

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Steg am Mindelsee 
In „Ornithologengeschwindigkeit“ ist dieser aber eher als Halbtagesprogramm anzusehen. Botaniker freuen sich über Mehlprimel, Fettkraut, Wollgras, Schwalbenwurzenenzian und viele Orchideen wie Glanzstendel oder Sommerdrehwurz.. An trockeneren Stellen über Kleines Knabenkraut, Bandknabenkraut und Frühlingsenzian. 

Besondere Tiere sind: Sumpfschrecke, Helmazurjungfer und Adomislibelle. 90 Vogelarten brüten am Mindelsee; sie hier aufzuführen ist unmöglich. Aber als Beispiele seien Pirol, Neuntöter und Flussseeschwalbe aufgezählt. 

Der BUND betreut den See und in Möggingen entsteht 2021 ein neues Infozentrum. 

Naturerlebnis unter Wasser

Es ist sicher nicht geeignet für Jedermann, aber eben auch nicht nur scherzhaft gemeint: Schauen sie auch mal unter Wasser. Da hört ja im Normalfall der Naturschutz in Europa auf und Fische zum Beispiel spüren ja nach dem völlig veralteten Fischereirecht keinen Schmerz. 

In Zeiten mit klarem Wasser und vielleicht mit Neoprenanzug und Schnorchel lohnt ein Ausflug in die Welt der Fische: Bis zu 50 Arten finden sich hier. Unter anderem Bodenseefelchen, Seesaibling, Äsche und Wels haben hier ihr Zuhause. Aber auch viele Muschelarten, Schwebegarnele und Krebsarten fühlen sich wohl. Sicher, im Flachwasser ist hiervon nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen, aber sicher gut um einen kleinen Eindruck zu gewinnen. 

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit rund 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Mit Stephan durch die Natur Deutschlands reisen!

Als Reiseveranstalter und Reiseleiter zieht es für mich schon seit über 20 Jahren in die Natur. In kleinen Gruppen mit 4-7 Teilnehmern erschließen wir uns durch Wanderungen und Safaris besondere Schutzgebiete & Landstriche Deutschlands. Sicher legen wir auch Wert auf ein leckeres Essen und genug Zeit individuell. Unsere Reisen sind geegnet für Naturfreunde, ornithologisch Interessierte und Fotografen. 

 

Reiseleiter Stephan im Ginster 

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