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Blühende Sträucher der Extremadura

"Europas Blütengarten"
11. Juni 2025

Europa

Spanien

Blühende Sträucher der Extremadura

Die spanische autonome Region Extremadura befindet sich im Südwesten der Iberischen Halbinsel und klimatechnisch liegt sie zwischen der Mediterranen Region und der Lusitanische Region.

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Europas Blütengarten: Die Extremadura 
Sie fällt von Nordost nach Südwest von der Höhe her langsam ab. Ist insgesamt weniger hoch als die große Meseta, mit Kastilien-Leon, Madrid und Kastilien-La Mancha im Zentrum Spaniens. Die Extremadura zählt zu den bevorzugten Naturreisezielen in Spanien. Vogelbeobachter, Fotografen und Botaniker haben sie schon lange entdeckt. Wanderer sind gerade dabei. Wegen dieser bevorzugten Lage und klimatischen Begünstigung kommt es dort zu einer extremen Biodiversität. Schon in den Wintermonaten finden wir eine spannende Blütenvielfalt unter dem krautartigen Pflanzen. Aber über sie und auch über die Bäume wollen wir in diesem kleinen Artikel nicht schreiben. Hier geht es sich um die strauchförmigen Gehölze. Sie erreichen ihren Blütenhöhepunkt im Frühling. Je nachdem, in welchen Höhenlagen man sich befindet, sollte eine Reise in den Monaten Februar bis Juni stattfinden. Dann blühen die meisten Sträucher in der Extremadura.

Die nachfolgende Aufzählung und kurze Charakterisierung der jeweiligen Arten kann nur Einzelbeispielhaft sein. Es handelt sich aber um die Arten, welche besonders häufig sind und durch Blütenpracht besonders ins Auge fallen. Manche prägen sogar die Landschaft.

Die Lack-Zistrose (Cistus landanifer) Zistrosengewächse
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Weißliche Zistrose 

Prächtige mittelgroße Sträucher bis 2,50 m. Wie alle Zistrosen duften sie aromatisch und sind etwas klebrig beim Anfassen. Auch mit dem übrigen Cistaceae haben sie gemein, dass die weißen, sehr großen Blütenblätter mit dunkelroten Augen, welche von April bis Juni erscheinen, immer etwas zerknittert aussehen.

Sie kommt im ganzen Mittelmeerraum vor, vorhat ihren Verbreitungsschwerpunkt aber auf der iberischen Halbinsel. Ihre liebsten Standorte sind Macchien, lichte Wälder auf sauren Böden.

Fast monokulturartige, großflächige Bestände finden sich im Monfragüe-Nationalpark und in Las Hurdes.

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Lackzistrose 

Die Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salvifolius) Zistrosengewächse

Sie erreicht im Gegensatz zur vorangehenden Art nur 30-100 cm Höhe. Sie ist nicht drüsig-klebrig und hat typische etwa 4 cm lange und 2 cm breite Blätter. Die rein weißen Blüten messen etwa 3-5 cm im Durchmesser und erscheinen im April bis Juni. Ihr Verbreitungsgebiet ist größer, und so sind sie nicht nur in Südeuropa vertreten, sondern auch in Nordafrika. So wie im Nahen Osten. Ihre liebsten Standorte sind Macchien, trockene Felshänge auf sauren Böden.

Bienen und Käfer finden sich in ihren Blüten und in der Pharmazie wurden die Blüten und Blätter früher bei Wunden, Geschwüren, Durchfall verwendet.

Die Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis) Zistrosengewächse
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Vielblütiger Ginster und Provencegrasmücke 

Sie erreichen 60-120 cm in Ausnahmefällen 180 cm. Die Blätter sind stark nach unten gerollt, 2-6 cm und lineal-lanzettlich. Die Blütenblätter sind weiß und und 2-3 cm groß, die Kelchblätter sind rot geadert. Sie erscheinen von April bis Juni. Eine besondere Eigenschaft ist die relative Resistenz gegen Waldbrände. Davon kann sie sich sehr schnell erholen und treibt wieder aus. Ihr Vorkommen erstreckt sich von den Kanaren über die europäischen Mittelmeerländer bis nach Kreta und Zypern.

Ihre Standorte sind Macchien auf schwach sauren, nährstoffarmen Böden.

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Krautiges Blütenmeer 

Die Weißliche Zistrose (Cistus aldidus) Zistrosengewächse

Rund 40-150 cm ist ihre Wuchshöhe und ihre Blätter, welche 2-5 cm lang sind und nur 0,5-2 cm breit sind, sind elliptisch bis einförmig. Die Blüten messen etwa 5-6 cm und sind rosarot, welche von April bis Juni erscheinen. Der Name Weißliche Zistrose stammt wohl von der Behaarung der Laubblätter, die bei Sonneneinstrahlung weißlich erscheinen.

Ihr wesentliches Verbreitungsgebiet ist das westliche Mittelmeergebiet. Ebenso wie die vorangegangenen Arten besiedeln Sie Macchien und lichte offene Wälder.

Der Vielblütige Ginster (Cytisus multiflorus) Schmetterlingsblütler

Der Vielblütige Ginster oder zuweilen auch fälschlich Weißer Spanischer Ginster, ist in Iberien ein Endemit.

Er erreicht 0,8-1,5 m Wuchshöhe und besiedelt mit Vorliebe lichte Eichen- und Kiefernwälder. Seine Blüten sind stark duftend und fast weiß.

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Sabrina in Las Hurdes 

Der Retama-Ginster (Retama sphaerocarpa) Schmetterlingsblütler

Der Retama oder Retama-Ginster ist eine Pflanze aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Obwohl er auch Ginster genannt wird, gehört er nicht zu dieser Gattung. Er wird 2,50 m bis 3 m hoch, und die sparrigen Zweige sind rillig und kantig. Die Blüten sind recht klein und gelb; sie fühlen sich zu Hause insbesondere auf der Iberischen Halbinsel, kommen aber auch in Nordafrika vor. Sie bevorzugen trockene Wiesen und Weiden.

Der Pfriemenginster (Spartium junceum) Schmetterlingsblütler

Der Pfrienginster, auch Besenginster oder Spanischer Ginster (noch einer!) werfen schon im Frühsommer ihre Blätter ab. Fotosynthese betreiben Sie dann nur über ihre grünen Zweige. Dadurch ergibt sich ein skurriles Aussehen. Es ist aber ein Schutz vor Verdunstung.

Er wird 2-3 m hoch, mit leuchtend gelben Blüten, die mit 2-2,5 cm recht groß sind.

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Baumheide und Steinlinde 
Befindet sich im ganzen Mittelmeerraum und in Kleinasien, hat aber seinen Verbreitungsschwerpunkt auf der Iberischen Halbinsel. In vielen anderen Ländern der Erde ist er, als Neophyt zu finden. In Spanien ist der eine Charakterpflanze der trockenen Macchie. So findet man ihn an Trockenhängen, Wegen und auf Brachland. Aber auch in lockeren Wäldern von Korkeichen. Sein Wert für große Bienenarten ist bedeutend. Interessant ist der Mechanismus, mit dessen Hilfe der Ginster Pollen auf die Bauchseite der großen Insekten tupft.

Der Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas) Lippenblütler

Wegen seines Duftaromas und violetten Blütenpracht ist er als Gartenpflanze in Mitteleuropa sehr beliebt, schon fast ein Massenartikel. Jeder möchte sich das Mittelmeer in den Garten holen. Seine Winterhärte ist im Gegensatz zum Echten Lavendel jedoch sehr begrenzt und so ist er eher zur Wegwerfware degradiert. Auch werden sie nicht zur Gewinnung von ätherischen Ölen kultiviert. 

Am Naturstandort wird er 30-100 cm hoch und blüht von März bis Juni, je nach Höhenlage. Er mag Macchien, lichte Kiefernwälder und ist ein Kalkflieher. Dabei ist er gerade in der Blühzeit durch sein zum Teil flächiges Massen-Vorkommen landschaftsprägend.

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Rosmarin 

Der Rosmarin (Salvia rosmarinus) Lippenblütler

Ach der Rosmarin spielt in der Küche nicht nur im Mittelmeerraum eine große Rolle. Wegen seiner ausreichenden Winterhärte ist er ebenso eine beliebte Gartenpflanze, nicht nur im Kräutergarten. Seine Wuchshöhe beträgt 0,5 bis 2 m, seine Blüten erscheinen hauptsächlich im März bis April und sind hellblau, manchmal rosea bis weißlich. Er mag sonnige, trockene und kalkreiche Orte in Macchien und ist weit über den Mittelmeerraum allmählich in der ganzen Welt verbreitet und verwildert. Für viele Insekten (Bienen und Hummeln, Ameisen) ist er von großer Bedeutung. Zur Verwendung in der Küche, zum Würzen, werden ganze kleine Zweiglein ganzjährig geerntet. Die Blätter enthalten 1-2 % ätherische Öle.

Aber auch sein intensiver Geruch ist beliebt und so dient er auch zur Herstellung von Parfüms. 

Der Immergrüne Seidelbast (Daphne laureola) Seidelbastgewächse

Der Immergrüne Seidelbast, wird auch als Lorbeer-Seidelbast bezeichnet und wird zwischen 0,5-1,2 m hoch. Die Blüten sind gelblich grün und erscheinen zwischen Februar und Mai. Sein Verbreitungsschwerpunkt ist West- und Südeuropa, kommt aber auch noch bis in die südlichen Alpen vor. Sie mögen Kalkandorte, besonders Buchenwäldern und Gebüsche.

Sein Laub, lorbeerähnlich-dunkelgrün und glänzend, ist wie seine Blüten stark giftig.

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Montpellier-Zistrose 

Die Schmalblättrige Steinlinde (Phillyrea angustifolia) Ölbaumgewächse

Sie ist immergrün und bis zu 3 m hoch mit gegenständigen Blättern, wie die Olive. Von März bis Mai erscheinen ihre weißlichen, duftenden und recht kleinen Blüten. Die Heimat ist das westliche Mittelmeergebiet in lichten Wäldern auf nährstoffreichen, kalkigen Böden und sie ist eine Charakterart der Macchie. Da sie eine recht gute Winterhärte hat, ist sie zuweilen als Ziergehölz in den Gärten Mitteleuropas zu finden. Die Früchte sind theoretisch essbar, aber beliebter bei den Vögeln. 

Der Immergrüner Schneeball (Viburnum tinus) Moschuskrautgewächse

Sein dunkelgrünes Laub ist ebenfalls von lorbeerähnlicher Erscheinung und die Blätter stehen gegenständig. Er wird bis zu 3,50 m hoch, und seine truggoldenartigen Blüten von rein weißer Farbe erscheinen von November bis April. In dieser Zeit sind sie besonders für Insekten wichtig. Die auch Mittelmeer-Schneeball genannte Pflanze ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet, auf den britischen Inseln eingebürgert. Weil er auch gute Winterhärte besitzt, wird er als Zierstrauch in Mitteleuropa (Weinbauklima) in Gärten gepflegt. Man kann ihn sogar als Heckenstrauch verwenden, da er recht schnittfest ist.

Der Mastixstrauch (Pistacia lentiscus) Sumachgewächse

Er wird auch als Wilde Pistazie bezeichnet, ist immer grün und zumeist 1-3 m hoch. Wechselständige Fiederblätter und als zweihäusige Pflanze Blüten in Rispenform und von dunkelroter Farbe sind seine Merkmale. März bis Juni trefft man ihn blühend an. Sein Zuhause ist das Mittelmeergebiet und er ist ein typischer Vertreter der Macchienvegetation.

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Mastixstrauch 

Sein Nutzen für den Menschen liegt im getrockneten Holz: Es ist der harzhaltig und wird als Mastix bezeichnet. Außerdem verwendet man sein Laub und die Blüten in der Floristik.

Der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) Heidekrautgewächse

Er gehört zu den Heidekrautgewächsen und hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum. Andere Arten besiedeln auch Mittelamerika.

Dabei ist er immer grün und hat dunkele Laubblätter von recht ledriger, glänzender Erscheinung.

Die Blüten (Oktober bis Januar) sind recht typisch für Erikengewächse und die Früchte erinnern tatsächlich etwas an Erdbeeren. Sind aber recht hartschalig, warzig und beim Verzehr von mehliger Konsistenz. Arbutus unedo, der wissenschaftliche Name, bedeutet somit zu Recht: „Ich esse nur eine“.

Aber sie haben auch in Vollreife eine gute Süße und lassen sich deswegen gut zu Likör und Konfitüre verarbeiten.

Die Vielblütige Heide (Erica multiflora) Heidekrautgewächse

Dieser Strauch wird von 80 cm bis 2 m groß. Die endständigen und dichten Blütenstände sind leuchtendrosa oder pink und zeigen sich im Herbst sobald es geregnet hat.

Ihre Heimat ist der westliche Mittelmeerraum, besonders in Macchien, trockenen kalkigen Felshängen. Nach Waldbränden gehören sie zu den ersten Pflanzen, welche wieder austreiben. Übrigens gibt es weltweit rund 126 Gattungen und über 4000 Arten der Heidekratgewächse!

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Pfriemenginster 

Die Baumheide (Erica arborea) Heidekrautgewächse

Immergrün und buschig wächst sie als Strauch oder sogar als Baum bis über 6 m heran. Auf den Kanarischen Inseln sogar noch viel höher. Die kleinen weißen Blüten sind circa 2,5-5 mm lang und erscheinen von Februar bis Juli. Viele Insekten suchen die Blüten auf darunter Zweiflügler, Schmetterlinge und verschiedene Bienen- und Wespenarten. Wir Verbreitungsgebiet ist enorm groß und erstreckt sich über den gesamten Mittelmeer Raum, die Kanaren, arabische Halbinsel und Ostafrika. Sie gedeiht in Macchien und auf saurem Boden. Die knollenartigen Wurzeln werden zu Herstellung von Tabakpfeifen verwendet. Ebenso in der Schmuckherstellung oder für Messergriffe ist das Wurzelholz beliebt.

Die Iberische Birne (Pyrus bourgaeana) Rosengewächse

Die Iberische Birne kommt nur im Westen Spaniens und in Portugal vor. Reliktbestände findet man auch noch in Marokko.Sie ist ein sommergrüner Strauch bis Baum und wird maximal 10 m hoch, bleibt aber zumeist kleiner, 3 bis 6 m. Die 2-3 cm großen Blüte erscheint in weißer Farbe von Februar bis April.

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Stephan im Monfragüe-Nationalpark 
Sie werden von vielen Insekten wie Käfern, Bienen und Fliegen besucht. Viele Vögel und Säugetiere (Dachs, Rotfuchs, Kaninchen, Rothirsch und Wildschwein) essen die relativ kleinen Birnenfrüchte, für Menschen sind sie ungenießbar. Das Holz hat eine feine Textur und ist somit interessant für die Herstellung von Instrumenten und Möbeln.

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit über 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Stephan besucht diese Region regelmäßig. Er leitet dort ornitologische Touren und Naturreisen. Sein besonderes Augenmerk gilt der Botanik, letztendlich aber immer im Kontekt mit den Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien und den gesamten ökologischen Zusammenhängen.

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