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In der Steppe Spaniens

"Mit Tipps für Naturfreunde, Fotografen und Ornithologen"
19. Mai 2021

Europa

Spanien

In der Steppe Spaniens

In Spaniens Nordosten gibt es eine faszinierende Landschaft, die sonst in Europa nicht vorzufinden ist. Der Besucher sollte meinen, er befinde sich in Neu Mexiko oder Nordargentinien. Man könnte aber auch die Serengeti in Ostafrika oder das Innere Australiens oder Nordafrika als Vergleiche nennen.

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Los Monegros: Im Hintergrund die Pyrenäen 

 

Dabei befindet man sich nur eine Autotagestour von Deutschland entfernt, zwischen den so schönen und kirchenreichen Städten Zaragoza, Huesca und Lleida. Die autonome Gemeinschaft Aragon (oder Aragonien) besteht aus den Provinzen Zaragoza (Saragossa), Huesca und Teruel. Also ein Gebiet von rund 300 x 200 km und mit nur 27 Einwohnern je qKm. Und somit nur sehr spärlich besiedelt. Und die Hälfte davon leben alleine in Zaragoza, nämlich etwa 700.000. 

 

Im Zentrum dieser Region, also im sogenannten Ebrobecken, dominieren Tafelberge aus Sedimentgestein, Steppenvegetation, Vogelarten typischer offener und trockener Standorte, sowie Flussauen mit Galeriewäldern und abflusslose Salzlagunen die Szenerie. Dazwischen wird Landwirtschaft betrieben; zum Teil mit Bewässerung und recht intensiv, zum Teil in extensiver Form. 

Es handelt sich mit um die trockenste Region in Spanien, da sie im Regenschatten der umliegenden Gebirge liegt. Geschlossenen Wald hat es hier wohl nie so richtig gegeben, denn die Niederschlagswerte mit zirka 400 mm liegen im Grenzbereich dessen, was eben ein Wald, auch als „Trockenvariante“ denn so benötigt. Aber dennoch hat der Mensch hier zur Landschaftsgestaltung durch weitere Rodung, Beweidung, Be- und Entwässerung beigetragen. Weitere Kennzeichen des Klimas hier in dieser Region sind milde Winter und heiße Sommer. Frost kommt durchaus vor und auch die 40 Grad Marke wird zuweilen übersprungen. Viele Sonnenstunden und oft kräftige Winde machen das Leben nicht immer einfach.

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Perleidechsen sind recht häufig 

 

Im Tertiär, nach der Auffaltung der umgebenden Gebirge, war das Becken noch von Meer bedeckt. Dann kam es zur Verlandung durch die Sedimente und den Gesteinsabtrag aus den Bergen. Regnerischere Zeiten waren da erfolgreicher, als das bisschen Wasser, welches heute hier an den Steinen nagt. Der Ebro selbst war mal größer und wilder, ist aber letztendlich nicht für die ganze Absenkung des Beckens verantwortlich. Man könnte diese Erscheinung eher als Gegenbewegung zu den Gebirgsauffaltungen (im Norden die Pyrenäen, im Süden die Cordillieren) bezeichnen. Die Tafelberge im Becken selbst haben Höhen bis 900 m und fallen in Stufen ab, Zaragoza liegt auf 250 m. Einige Senken dieser Region sind abflusslos und so bilden sich Salzseen. Lagunen mit Salinenkrebsen und endemischen Muscheln. Relikte aus der Zeit, in der das Mittelmeer vom Atlantik getrennt war und fast völlig austrocknete. 

 

Leider fehlen hier in dieser Region noch Schutzgebiete, um dieses einzigartige und in Europa seltene Ökosystem zu erhalten.

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Gänsegeier bedienen sich an den Kadavern in den grünen Tonnen.. arme Schweine, die die Massentierhaltung nicht überlebten. 
Wald, Moor und Gebirge stehen zumeist mehr im öffentlichen Schutzinteresse als die „unwirtliche“ Steppe. Dringend wäre hier aber Handlungsbedarf, denn EU-gefördert werden hier neuerdings großflächig und mit künstlicher Bewässerung Mais als Schweinefutter für Massenschinken a la Serrano angebaut. Die Koteletts können einfach nicht billig genug sein. 

Die Vegetation und Landwirtschaft

Es beherrschen drei wilde Baumarten die Szene: Steineiche, Spanischer Wacholder und Aleppokiefer. Kultiviert wird mit Zusatzwasser Obst (Kirschen, Aprikosen, Äpfel), Oliven und Wein. Dann als „krautige“ Kulturen eben Mais und Getreide. Das Getreide in extensiver Form und geringem Hektarertag dann auch ohne Bewässerung. 

Schafe lassen sich zu ihrem Glück nicht in Massenställen halten und so sieht man sie noch hier und dort in der Landschaft und in großen Herden. Schweine und Rinder sowie Geflügel sieht man, wie bei uns, nicht mehr unter freiem Himmel. 

Krautige Pflanzen der Steppe sind Rosmarin, Thymian, Gipskraut, Stechginster, die Salzspezialisten Strandflieder, Queller und Mittelmeer-Strohblume und das allgegenwärtige Esparto- und Halfagras. 

 

Wie in vielen Steppen der Erde gibt es viele Individuen weniger Arten. Das Wasser ist hier ein Mangelfaktor, die Nährstoffe scheinen es nicht zu sein. 

Die Fauna

Es gibt hier, wie bei der Flora, nicht viele Arten.

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Wespenbussard  
Aber Arten, die der Reisende sonst nirgends findet. Also es ist schon eine hochspannende Zusammensetzung: Neben Lerchenarten, die wir aus Mitteleuropa kennen, auch Stummellerche, Kurzzehenlerche oder Dupontlerche. Steinschmätzer und Mittelmeersteinschmätzer, Brillen – und Provencegrasmücke. Triel, Zwergtrappe, Sand- und Spießflughuhn sind allesamt typische Vertreter. Außerdem ist die Region die Heimat vieler Greife wie Schwarzmilan, Wespenbussard, Schlangenadler, Zwergadler, Steinadler, Gänsegeier und Schmutzgeier. Der Rötelfalke ist sogar als Kulturfolger sehr häufig. Auffallend auch die guten Bestände an Bienenfresser und Wiedehopf. In der Nacht sind Uhu, Waldohreule, Steinkauz und Rothalsziegenmelker zu hören. Daneben Unmengen an Nachtigallen. Als besondere, in Mitteleuropa eben nicht alltägliche Birds, möchte ich noch Einfarbstar, Alpenkrähe, Pirol und Rotkopfwürger nennen. An den Lagunen Brandgänse und Stelzenläufer. 

 

Aus dem Reich der Reptilien sind Algerischer Sandläufer und Perleidechse hervorzuheben. Und die Perleidechsen sind beeindruckend schön und fast so groß wie Leguane.

Treppennatter und Vipernatter sieht man leider zumeist auf den Straßen und überfahren. Die Ginsterkatze treibt des Nachts ihr „Unwesen“ und Kaninchen sind allgegenwärtig, somit beliebte Sparringspartner der schießwütigen Zunft. 

Ausflugstipps für Naturfreunde, Fotografen und Ornithologen

Ein zentraler Ort und wenn sie mit Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt unterwegs sind, ist für einige Tage oder besser zwei Wochen, das Dorf Valfarta (30 Einwohner).

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Rothalsziegenmelker  
Hier hat es einen wunderschönen Campingplatz www.laestepacamping.com mit wenigen Stellplätzen. Alle mit toller Aussicht auf die Steppenlandschaft und nächtlichem Konzert der Rothalsziegenmelker und Nachtigallen. Ein Uhu brütet im ebenfalls vom Camping sichtbaren Kirchturm des Dorfes. Mit wochentäglichem Brotlieferservice und sehr freundlicher Betreuung durch ein Betreiberehepaar. Restaurants, Bars, Tanke sowie Einkaufsmöglichkeiten in zwei „Tante Emma Läden“ in 10 km in Bujaraloz (1000 Einwohner). Einfache Unterkünfte finden sich überall auf dem Lande, auch in kleineren Städtchen. Bessere Hotels gibt’s , so ab vergleichbar mit ab 3-Sternen Etablissements in Deutschland, aber nur in Zaragossa, Huesca oder Lleida. 

 

  • Tipp 1: Las Bardenas Reales

Ein Biosphärenreservat der Unesco, rund 400 qkm groß und noch in Navarra gelegen. Bizarre Landschaften aus ockerfarbenem Lehm. Erosionsformen, welche an die Landschaften im Gand Canon erinnern. Durchzogen von Schotterpisten, welche auch, zumindest wenn es trocken ist, mit normalem Wagen befahren werden können. An verschiedenen Stellen gibt es Hinweisschilder und Parkplätze sowie markierte Wanderwege durch die Halbwüste. Besuchen sie bei der Gelegenheit auch in Arguedas, am Westrand der Bardas, die Felsenwohnungen „Cuevas de Arguedas“(5CF5+Q7, Arguedas). Die Bardenas sind zwar 1,5 Stunden Fahrt vom „Zentralort“ entfernt, aber durften einfach nicht fehlen, wenn hier das Thema Steppe in Spanien beackert wird. 

 

  • Tipp 2: Die Lagune von Sariñena

Westlich vom Ort Sariñena befindest sich die mit rund 200 Hektar größte Lagune der Region.

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Salinenkrebse in einer Dichte von 25 Individuen/L 
Sie weist leicht salziges Wasser auf und daher ist die umgebende Vegetation entsprechend angepasst. Ein Infozentrum am Ostufer bietet neben Grundinfos auch einen kleinen botanischen Lehrpfad und eine gute Rundumsicht. Zwei Observationshütten (PR37+37, Sariñena sowie QRRF+34, Sariñena), leider etwas weit vom Wasser entfernt, stehen dem Besucher offen. Auf einem Rundweg von 14 km kann der See umwandert werden. 

 

  • Tipp 3: Die Cañons von Jubierre

Zwischen Castejon de Monegros und Sena erlebt man eine Landschaft aus Cañons und Tafelbergen wie im „Wilden Westen“. Gut, nicht ganz so hoch und gewaltig, aber dennoch wunderschön. Der Einstieg zu dieser Autotour mit Wanderstopps liegt an der Straße A-2221 von Valfarta nach Sariñena. Hinter einer Kultur von hochstämmigen Kirschen weist ein schüchternes Schild (JRG2+RV, Castejón de Monegros) aus Holz den Weg nach Jubierre. Eine gute Naturstraße führt dann nach einigen Kilometer durch zum Teil triste Agrarsteppe hinab in das Schluchtengebiet. Halten sie sich im Zweifel und an unbeschilderten Kreuzungen immer in Richtung Sariñena. Es bieten sich mehrere, mit Schildern ausgewiesene kleine bis mittlere Wanderungen zu besonders schönen Erosionsskulpturen und Tafelbergen (MRGX+W3, Pallaruelo). Ein idealer Lebensraum für den Steinschmätzer!

 

  • Tipp 4: Castejón de Monegros

Ein Kurztrip von Valfarta aus. Vielleicht etwas für 2-3 Stunden. In Castejon (wenige Kilometer nordwestlich von Valfarta) selbst lohnt es sich den Hügel bis zur Burg hinauf zu gehen. Hier bietet sich eine schöne Aussicht über das Gelände. Westlich des Dorfes finden sich in der Offenlandschaft Relikte von Terrassenfeldbau und alten Viadukten. Südlich die Eremita San Sebastian, wo sich oft Alpenkrähen und Rötelfalken aufhalten. 

 

  • Tipp 4: El Planerón

Nahe der geschichtsträchtigen (Ruinen-) Stadt Belchite (geführte Besichtigung buchbar ab Touristeninfo im Zentrum der lebenden Stadt) befindet sich das Naturschutzgebiet El Planerón.

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Kalanderlerche 
Von Valfarta aus bedeutet das rund 45 Minuten Anreise. Das Gebiet selbst ist rund 20 qkm groß und kann auf Schotterpisten langsam durchfahren werden (9953+X2, Codo). Wenn dunkle Wolken grüßen, sollte man Mulden meiden. Der Boden wird sie nicht verschlingen, aber es könnte sehr seifig werden und da hilft auch Allrad nicht. An rund 6 Stellen stehen Schilder mit Wanderhinweisen. Es kommen hier alle typischen Vogelarten dieser Steppen vor. Wir fanden im Mai 5 Lerchenarten, leider keine Flughühner. 

 

  • Tipp 5: Los Salados Sastago y Bujaralos

Südlich von Bujaralos biegen sie von der Straße A-230 rechts ab auf die A-2105 und schon nach wenigen Kilometern sehen sie ein Schild (CQFX+RP Bujaraloz) linker Hand, welches auf die erste Salzlagune (Salados, Laguna de la Playa) hinweist. Von der Straße dann später zweigen rechter Hand noch weitere Seitenstraßen ab, die sie hineinfahren können, um andere Lagunen zu besuchen. Aber an der Laguna de la Playa finden sie die besten Wege, um bis an das Wasser heran zu kommen. 20 % Salzgehalt bieten Salinenkrebsen und Urzeitmuscheln passende Bedingungen. Wenn sie möchten, keine Angst vor „Krebssuppe“ haben, nehmen sie hier über Steinstufen einer alten Salzgewinnungsanlage ganz bequem ein Bad. Am Toten Meer würden sie dafür ein Vermögen zahlen....

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Tafelberge des Schutzgebietes El Planerón 

Rund um den Heimat-Versorgungsort Bujaraloz liegen südlich und westlich weitere Lagunen mit weniger Salzgehalt. Hier finden sie Schilfbewuchs und verschiedenen Entenvögel sowie Stelzenläufer. 

 

  • Tipp 6: Mäandros del Ebro bei Sástago und Stausee bei Caspe

Widmen sie dem Ebro einen Exkursionstag. Besonders schön windet sich der Fluss bei Sástago (8MF3+5R Sástago). In der Gegend um Caspe hat sich am hier aufgestauten Ebro ein Zentrum für Großwild-Sportangler entwickelt. Sie erfreuen sich hier am Kampf mit großen Welsen und Karpfen. Wenn sie bei Caspe an das Seeufer möchten, dann versuchen sie hier (7WCQ+H8 Playas de Chancón). Folgen sie der Straße, finden sie am Ende ein heruntergekommenes Anglerdorf. Wenn sie dem Auwald des Ebros noch einen Besuch abstatten möchten, dann ist unsere Empfehlung ein Abschnitt (eines Seitenflusses) etwas flussabwärts und schon in Höhe Lleida. Genauer zwischen den Orten Fraga und Mequinenza. 

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit über 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Stephan auf der Suche dem dem Uhu von Valfarta 

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