Naturreisende in Spanien müssen sich, was Essen und Trinken betrifft, an einen ungewohnten Rhythmus gewöhnen.
Eine ausschweifende Frühstückskultur, wie bei uns in Mitteleuropa, ist unbekannt. Hauptessen ist das Mittagessen und Essenszeiten sind gemeinhin so ab 14 bis 16:00 Uhr und am Abend ab 21:00 Uhr. Es ist bei den Einheimischen nicht ungewöhnlich, das Abendessen auch erst um 22:00 Uhr und dann mit der ganzen Familie einzunehmen. In nordspanischen Familien verwendet man viel Zeit beim Essen. Es geht sich nicht um die reine Nahrungsaufnahme, das Essen ist eine familiäre Zusammenkunft, gemütliches Zusammentreffen und Diskussionsrunde. Es stört niemanden, gegen den auf voller Lautstärke aufgedreht Fernseher anzureden. Das gehört zum spanischen Alltag. Ebenso wird oft sehr laut diskutiert, gelacht und die Kinder am Tisch sorgen für die den übrigen Lautstärkepegel.
Nach dem Essen ist ein Kaffee, ein Gläschen Likör oder ein „Kurzer“ nebst Zigarre nicht ungewöhnlich.
Zum Rauchen muss man heutzutage allerdings, wie fast überall in Europa, vor die Türe gehen. Das Nichtrauchergesetz wird allerdings in Spanien nicht immer so akribisch beachtet, wie in unseren heimischen Gefilden.
Wer nun zwischendurch einmal Hunger hat, der wird für Kleinigkeiten aber auch in jeder geöffneten Bar fündig. Hier gibt es oft Tapas und Pinchos, also kleine Gerichte, die zumeist hinter einer gläsernen Theke präsentiert werden.
Richtig essen kann man natürlich in Restaurants, Cafeteria, Gaststätten (Mesones), Weinschenken (Bodegas) und Traditionsgaststätten (Ventas) am Wege. Grillrestaurants nennen sich „Restaurante Asador“.
Frühstück
Beim Frühstück bevorzugen die Nordspanier Toast oder weißes Stangenbrot. Alternativ ein Croissant oder ein süßes Brötchen. Kaffee ist sehr wichtig in Spanien. Tee nicht überall selbstverständlich.
Kaffeevarianten sind der Milchkaffee (cafe con leche), der kleine starke Milchkaffee (cordado), Espresso (cafe solo) oder großer schwarzer Kaffee (cafe americano).
Original spanisch ist das Frühstück recht überschaubar. Wie schon oben erwähnt. Aber nach und nach setzt ein kleiner Wandel ein. Sehr beliebt ist es zum Beispiel, pürierte Tomatencreme auf Brot zu streichen und dann Manchego-Käse oder Serrano-Schinken aufzulegen. Ansonsten ist das Servieren von Käse und Aufschnitt, Wurst eher unüblich. In besseren Frühstücks lokalen oder Hotels mit internationalen Publikum aber schon gängig. Ebenso etwas gewöhnungsbedürftig ist die Verwendung von Olivenöl anstelle von Butter oder Margarine.
Tapas und Pinchos
Vor dem Mittagessen, aber auch immer mal zwischendurch, nehmen viele Spanier gerne ein Häppchen in einer Bar zu sich. Oft natürlich neben einem kleinen Glas Tinto oder einem kleinen Bierchen. In diesen Bars können die Tapas auch als Frühstücksersatz dienen. Beispiele für typische Tapas sind Rindfleischbällchen (albondigas), Gebratene grüne Paprikaschoten mit Salz, Sardellenfilets auf Toast, Serrano-Schinken auf Toast, die allgegenwärtigen Croquettas oder auch Torta Espanola, ein kuchenähnliches gelbes Gebilde aus Kartoffeln, Zwiebeln, Speck und viel Ei. „Ensalada rusa“ war sehr beliebt, seit dem Krieg gegen die Ukraine umgetauft in „Ensalada ucraina“.
Bei den Croquettas lohnt die Frage, ob sie hausgemacht (casera) sind.
Diese Häppchen werden in vielen Gegenden in Nordspanien auch kostenlos zum Bier oder Wein gereicht.
Tagesessen und Tellergerichte (menu del dia, plato del dia)
An Wochentagen das Tagesmenü zu wählen, ist ein Preistipp.
Oftmals gibt es Angebote für rund zehn Euro. Dazu zählen in der Regel Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise und ein Getränk wie Wein oder Bier. Am Abend stehen diese Angebote zumeist, sowie auch an Wochenenden nicht zur Verfügung. Von der Qualität dieser Tagesangebote darf man allerdings auch nicht zu viel erwarten. Ordern kann man in den Bars auch Portionen (raciones). Das sind meistens kleine Tellergerichte (z B Portion Tintenfisch, Fritten, Bratkartoffen oder Croquettas) ohne großartige Beilage, dafür aber mit Brot. Manchmal auch als halbe Portionen (media racion) zu erhalten. Sehr üblich ist auch mehrere Potionen zu bestellen und dann zu teilen (para compatir). Extra Teller werden dann gerne bereitgestellt.
Wie überall in Nordspaniens Küche gilt auch hier: Spanier sind Freunde des Ölivenöls, aber nicht von Soßen und raffinierten Beilagen.
Vegetarier und Veganer
Leider ist hier das ländliche Spanien noch Entwicklungsland. Die vegetarischen Varianten halten sehr langsam Einzug in die Küchen. Oft wird dann aber nur einfach der fleischige Bestandteil weggelassen oder als Option nur Salat genannt. Zur Sicherheit empfiehlt sich bei der Bestellung immer auf „ohne Fleisch“ (sin carne) und außerdem auch „ohne Schinken“ (sin jamon) zu bestehen. Denn Schinken ist in Spanien eine Extrasache. Nur in gehobenen Restaurants wird man Gerichte für Vegetarier oder gar Veganer finden. Diese Angaben beschreiben nicht unbedingt die Verhältnisse der großen Metropolen, sondern eher die Gegebenheiten auf dem Land, wo sich ja der Naturfreund und Ornithologe wesentlich aufhält.
Restaurants
Es gibt in Spanien kaum ausländische Restaurants. Hier und da findet man einen „Chino“, oder auch eine Dönerbude. Gyrosgrills sind selten, Frittenbuden gibt es gar nicht. Für mich als Anhänger der „gehobenen niederländischen Fritierkultur“ ein Gräuel.
In Spitzenrestaurants ist ein Degustationsmenü eine gute Wahl. Hierbei möchte meistens der Koch zeigen, was er auf der "Pfanne" hat. Es umfasst verschiedene Kostproben in kleinen Portionen und durchaus bis zu acht Gänge. Man sollte aber schon mit 50 € pro Person rechnen. Es gibt aber auch alle anderen Restaurants der verschiedenen Preisklassen.
Es ist üblich sich, vom Kellner zum Platz führen zu lassen, der auch manchmal in einem weiter hinten liegen dem Extraraum sein kann, dem so genannten Comedor. Dort wird je Tisch bezahlt und nie einzeln. Der Kellner bringt die Rechnung mit der Quittung, nimmt die Quittung mit dem Geld wieder mit zur Theke und bringt anschließend das Wechselgeld wieder auf dem Tellerchen zurück zum Tisch. Das Trinkgeld im Rahmen von 5- max. 10 % lässt man dann anschließend, und wenn es gefallen hat, einfach liegen.
Regionales Leckeres in Nordspanien
Eine Spezialität des Baskenlandes ist zum Beispiel in ihrer eigenen Tinte und mit reichlich Zwiebeln gekochten Tintenfische (chipirones) oder der in Öl, Tomaten, Paprika und Knoblauch angerichtete Kabeljau (bacalao = Trockenfisch).
Besonders beliebt sind auch die weißen Glasaale (angulas), die mit Öl, Knoblauch, Salz und Pfeffer zubereitet oder auch zusammen mit Salat angeboten werden.
Weiter typisch für das Baskenland sind Kartoffelsuppe und Lauchsuppe. Oder auch Eintöpfe aus Paprika, Tomaten und Zucchini (pisto).
In der gebirgigen autonomen Provinz Navarra ist Forelle populär. Sie wird oft mit einer Scheibe Serrano Schinken serviert. Verbreitet sind auch Spargel (esparrago), mit Meeresfrüchten gefüllte Paprikas (pimiento relleno), Gemüseeintopf, Schweinefilet mit Roquefort-Käse (solomillo roquefort) oder rustikales Lammfleisch (cordero) in pikanter Sauce. Noch rustikaler wird es beim Stierschmorbraten (estofado) oder bei der Blutwurst (morcilla). „Migas“ ist ein interessantes sättigendes Gericht aus gerösteten Brotwürfeln, Schmalz, Gewürze und auch Wurst- oder Speckstücken. Ein Resteessen wie die Paella am Mittelmeer.
In Galizien, Kantabrien und Asturien kommt man an den Muscheln, Fischen und Krebstieren nicht vorbei. Miesmuscheln (mejillones) und Jakobsmuscheln (vieiras) gibt es in allen Varianten. Meeraal (congrio) und Seehecht (merluza) sind sehr beliebt. Der Seefisch stammt aber oft auch schon aus Aquakultur. Als regionale Besonderheit sollte man auch gerade in Galizien mal Gekochten Schinken mit Rübenblätter (lacon con grelos) probieren. Oder in Asturien den mit Speck und Blutwurst „verfeinerten“ Bohneintopf (fabada). Die Küche in Nordspanien spiegelt aber auch die Jagdlust vieler Spanier wieder und so findet man Kaninchen, Rebhuhn (Rothuhn), Wildente und Wildschwein ebenfalls auf den Speisekarten.
Nachtisch
Es ist eigentlich kein eigenes Kapitel wert. Die einzige Süßspeise, welche original spanisch ist, wäre vielleicht Flan. Also Caramelpudding. Aber gibt es nicht auch die Creme caramel aus Frankreich und ist das nicht dasselbe?
So gibt es noch und natürlich weiter: Eis (helado), Schaftsjogurt (cuajada) oder auch Milchreis (arroz con leche). Zuweilen wird auch eine Käseplatte geboten. Und wenn es noch „passt“, keine so schlechte Option mit Schafskäse (queso de oveja), Ziegenkäse (queso de cabra) oder Blauschimmelkäse (queso de cabrales).
Getränke
Wein und Bier dominieren. Spanien hat das größte Weinanbaugebiet der Erde und es wird dort vornehmlich Rotwein (Tinto) produziert. „Tomar una copa“ bedeutet „Einen trinken gehen“. Und in Galizien kann es dann auch schon mal der Weisswein (vino blanco) sein, dafür in Asturien ein Sidra, somit ein Apfelwein.
Ohne weiteres bestellt man in spanischen Restaurants einfach einen Tinto und bekommt dann einen sehr passablen Hauswein im Glas oder Karaffe. Die Flaschenpreise, wenn man besseren Wein wünscht, liegen weit unter denjenigen, die in mitteleuropäischen Restaurants verlangt werden. Die meisten spanischen Rotweine sind Mischungen aus verschiedenen Rebsorten. Dominierend ist die Sorte Tempranillo. Die autonome Region Rioja ist wohl die bekannteste Anbaugegend. Es gibt verschiedene Bezeichnungen um die Herkunft des Weines zu dokumentieren und trifft auf Bezeichnungen wie einfachen Tafelwein (vino), Landwein (IGP) und Qualitätswein (DOP). Nächste Stufe sind die sogenannten D.O.s, die Denominacion de Origen. Sie unterscheiden sich wiederum in Herkunft der Einzellagen. Aber das ist eine Wissenschaft für sich. Interessant sind hier für den Naturreisenden (und für die bessere Treffersicherheit bei Fotojagd und Beobachtung) die Reifegrade der spanischen Weine:
Joven: Jung und bereits im Jahr der Ernte getrunken.
Crianza: mindestens 24 Monate gereift, davon 6 im Fass und 18 in der Flasche
Reserva: mindestens 36 Monate alt, davon mindestens 12 Monate im Fass
Gran Reserva: mindestens 60 Monate, davon mindestens 18 im Fass
Bier und Wasser in Nordspanien
Spanien hat aber auch passables Bier. Wer „cerveza“ bestellt, kriegt Flaschenbier. Wer Gezapftes bevorzugt, der ordert eine caña, caña-dolbe, cañita oder copa. Und man sollte sich hier beim mengenmäßigen Alkoholkonsum nicht täuschen lassen; Nordspanien trinkt mehr Bier als Wein, besonders bei heißen Temperaturen. Estrella Galicia, Estrella Dam, El Aguilla und San Miguel sind neben Cruzcampo und Mahou wohl die gängigsten Sorten.
Wasser aus der Leitung ist überall genießbar. Wenn auch oft stärker gechlort, als bei und in Mitteleuropa. So gehört es zum guten Ton, in den Restaurants neben dem Wein auch immer eine Flasche frisch „Gezapftes“ mit auf den Tisch zu stellen. Dass andere Nationen Mineralwasserkästen durch die Gegend schleppen, erzeugt nur schmunzeln bei den Spaniern. Möchte man Wasser mit Kohlensäure, so bestellt man ausdrücklich „Aqua con gas“. Im Supermarkt findet man natürlich auch Wasser in Flaschen, normal ohne Kohlensäure. Seltener auch mit Kohlensäure: Spanier mögen´s halt so.