Update 6. November 2021:
Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Und es wird aus wirtschaftlichen Gründen nicht unbedingt besser werden mit den Straßenzuständen. Der Tourismus läuft im Land wieder recht gut und die Stimmung ist positiv, aber Corona hat eben "Krater gerissen".
Den Straßen sieht man es an, dass Instandsetzungen seit Beginn der Krise ausgesetzt sind. Hier in den Tropen geht das sehr schnell. Gründe sind die extreme Witterung, aber auch vergleichsweise dünne Asphaltdecken, mindere Qualität des Materials und des Untergrunds.
Rechnen sie somit mit mehr Schlaglöchern, als in den vergangenen Jahren. Bevorzugen Sie bei der Anmietung eines Autos Fahrzeuge mit guter Bodenfreiheit. Allrad ist nicht unbedingt erforderlich, aber hier und dort vorteilhaft.
(....der original Artikel:)
Sie liebäugeln mit einer Costa Rica Reise? Sie überlegen, dort selbst und individuell unterwegs zu sein? Aber Sie sind sich noch nicht ganz sicher, ob Sie dort selbst fahren möchten? Für unsere Mietwagenreisenden und Individualkunden haben wir hier die Verhältnisse beschrieben....
Denn wir kennen das Land vielleicht besser als unser Heimatland? Innerhalb der letzten 25 Jahre habe ich selbst-fahrend schon rund 200.000 km auf den Straßen des kleinen Landes verbracht. Immer mit Mietwagen verschiedenster Art: Bussen, Pickups, Geländewagen, SUVs und normalen "langweiligen" Limousinen. Und unfallfrei...was sicher nicht auf meine mittelmäßigen Fahrkünste zurück zu führen ist, sondern der entspannten Art und Weise geschuldet ist, wie in Costa Rica alles abläuft.
Auf einen Blick:
• Verkehrsregeln und Verhalten wie in Südeuropa
• Lassen Sie sich Zeit und achten Sie auf Besonderheiten
• Wagen mit Bodenfreiheit
• Navigation mit Hotspot und der App WAZE
Die Straßen in Costa Rica
Die Verhältnisse der Straßen beim Autofahren in Costa Rica sind besser als ihr Ruf.
Die Straßenbeläge, Verkehrszeichen, Kreuzungen mit Ampel und Kreisverkehren, Banketten und deren Befahrbarkeit sind allesamt sicher einfacher gestaltet, als in Mitteleuropa. Aber es ist schon gut durchdacht und in gutem Zustand. Es kommt sicher öfter als in Europa vor, dass mal ein Lichtzeichen nicht funktioniert, eine Linie nicht mehr sichtbar ist oder gerade in der Stadt nicht direkt erkennbar ist, wer nun Vorfahrt hat.
Es gibt nur noch selten Schlaglöcher, Hindernisse auf den Fahrbahnen oder Erdrutsche, die Passagen ganz unmöglich machen. Auch Hochwasser und Überflutungen von Straßenbereichen treten sicher wegen des Regenwaldklimas öfter als in Deutschland, Schweiz und Österreich auf, aber die Straßenbehörden und Reparaturtrupps sind zügig vor Ort und routiniert bei der Arbeit.
Es gibt auch immer weniger Schotterstraßen im Land. Ich nenne sie gerne „Naturstraßen“, weil sie auch einen gewissen Abenteuercharme haben, zum Langsamfahren zwingen, weil man auf ihnen, auch wenn man mal ein Tier sieht, einfach so anhalten kann. So stehen auch hierüber in vielen Reiseführern unrichtige Dinge. Die Schotterpisten sind zumeist mit normalem PKW befahrbar. Gut, ein wenig Bodenfreiheit mehr als ein tiefergelegter PS-Protz schadet nicht, aber es braucht kein Allrad. Ohnehin sind auch mit 4x4 Leihfahrzeugen dann sehr schlechte Wege und Flussdurchquerungen untersagt.
Die Qualität ist besser als früher, weniger Schotteranteil hat es auch. Aber schneller kommen Sie heute auch nicht durch das Land, als wie vor 20 Jahren. Denn es gibt mehr Autos, mehr Staus und Baustellen. Planen Sie auf Überlandfahrten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h. Wenn Sie San Jose zu durchqueren haben, dann sollten Sie immer noch eine Stunde zugeben. Planen Sie immer so, dass Sie mindestens eine Stunde vor Dunkelheit, also in der Regel bis 17 Uhr, am Zielort sind.
Wenn Sie also schon mal mit dem Wagen in Spanien, Portugal oder auch Griechenland, Türkei unterwegs waren, dann fahren Sie auch gut in Costa Rica.
Die Verkehrsregeln in Costa Rica
Es wird, wie bei uns, rechts gefahren.
Grundsätzlich gilt rechts vor links. Aber auch das „Recht des Stärkeren“. LKW´s vor Bussen, Busse vor PKW, alle KFZ´s vor Radfahrern und Fußgängern. Wer mit einer Radtour liebäugelt, der sollte das bedenken. Wer als Fußgänger eine Fahrbahn überquert oder am Rande benutzt, sollte nicht meinen, dass ihm Rechte wie in Europa zugestanden werden. Denken Sie als Tourist unbedingt daran! Auch weiter daran, dass Bordsteine, Gullys oder Schächte nicht so abgesichert und normgerecht gestaltet sind wie Zuhause. So kommt es schon mal vor, dass hier und da ein Gullideckel fehlt oder eine Ananas in der Warnweste eine Gefahrenstelle anzeigt.
Die „Toten Männer“, „Drempel“ oder von den Ticos „Muertes“ genannten Betonbuckel auf den Straßen verdienen hier noch Erwähnung: Unvermittelt tauchen sie auf und haben dann schon oft bei den hinten auf der Achse sitzenden Fahrzeuggästen für ein „fröhliches“ Hallo gesorgt. Zumeist, aber nicht immer, sind sie gelb angemalt und werden mit Schildern angekündigt. Sie verursachen keinen Totalschaden, aber der Togo-Kaffee kann schon mal übers Shirt schwappen.
Was gibt es an Besonderheiten im Straßenverkehr?
Zunächst das sehr Positive: Es wird mit viel Rücksicht und Gelassenheit agiert. Zeit spielt keine Rolle.
Da wundert man sich als Tourist eher über die Geduld, mit der stundenlang auf Überlandstrecken in angemessener Geschwindigkeit und Abstand hintereinander in Kolonne gefahren wird. Und wenn dann mal irgendwas die Fahrt unterbricht, dann geht (außer für manche Touristen mit Stressprogramm) die Welt nicht unter. Ein Erdrutsch kann der Anlass sein: Dann wartet man bis der Räumdienst seine Arbeit gemacht hat. Auch wenn es eine ganze Nacht dauert. Uns liegt es zumeist im Blut, sofort nach Alternativstrecken zu forschen. Der Tico nimmt es als gegeben.
Wenn die Frauen des Dorfes in ihrer Unzufriedenheit über schlecht funktionierende Wasserversorgung kurzerhand die einzige Verbindungsstraße sperren, wird sich der Costaricaner eher mit den Streikenden solidarisieren, denn darüber nachdenken, dass er persönlich seine Termine verpasst oder zu spät zur Arbeit kommt.
Doch zurück zur Fahrpraxis: Wundern sie sich nicht, wenn falsch oder gar nicht geblinkt wird.
Wundern Sie sich auch nicht, wenn auf freier Strecke ohne ersichtlichen Grund einfach und ohne Blinker angehalten wird. Der Bauer hat wohl gerade an seiner Viehweide einen krummen Zaunpfahl gesehen oder eine Whatsapp bekommen. Es macht ihm auch nichts aus, dass Sie dafür warten müssen. Es ist aber keine Arroganz, es ist das Selbstverständnis dafür, dass jeder genug Zeit hat.
Auch kein Problem in Costa Rica sind laufende Motoren, Dieselqualm, Lärm durch kaputte Auspuffe... Costa Rica sieht sich gerne Vorreiter in Sachen Umwelt. Da kann ich als gelernter Umweltschutztechniker manchmal nur schmunzeln.
Für Fahrer von Bussen, LKW und auch Taxen ist es selbstverständlich, den Motor laufenzulassen. Auch wenn Sie gerade zwei Meter daneben am Kaffeetisch sitzen. Kein Heimischer regt sich über das „Pubertier“ auf, das mit seinem Bock durch das Dorf knattert und stinkt. Alte Laster erzeugen am Berg Rauchwolken, dass die Gäste hinten sitzend in nachfolgenden Fahrzeugen glauben, es gäbe eine Sonnenfinsternis.
Im Großen und Wesentlichen ist gerade in der handarbeitenden Schicht und Dorfbevölkerung noch nicht angekommen, was das Umweltministerium möchte. Es herrscht noch der Grundsatz: Lärm ist Fortschritt. Trotzdem möchte ich die positive Entwicklung nicht schlechtreden. Die Anfänge sind da und auch gut sichtbar! Für ein Land Lateinamerikas wirklich beachtlich!
Welchen Wagen brauchen Sie also in Costa Rica?
Es gibt keine großen Preisunterschiede zwischen kleinen Limousinen und kleinen SUV´s oder 4x4.
Lassen Sie aber die Finger von sehr kompakten Leihwagen wie Suzuki Jimni oder Vergleichbare. Sie haben durch kurze Radstände bei normaler Fahrt und normaler Straße kein gutes Fahrverhalten, sind „rappelig“. Sie schleichen dann mit 75 km/h über die Interamerikaner und haben unweigerlich bald einen Truck auf der Stoßstange kleben.
Für zwei Personen und mit einer nicht zu schotterlastigen Route reicht also ein kompakter SUV, zum Beispiel ein Daihatsu Bego. Mit oder ohne Allrad. Mit vier Leuten ist zum Beispiel ein im Land oft zu mietender Hyundai Tucson eine Empfehlung. Ab Fünf sollten Sie über die Anmietung eines Kleinbusses nachdenken. Gebräuchliche Typen sind der H1 (Hyundai) und der Nissan Urvan. Für alle Autos ist von Vorteil, wenn man den Kofferraum nicht einsehen kann.
Mieten Sie auch besser keine Pickups. Sie haben bei Regen und Stadtdurchfahrten dann das Gepäck auf der Ladefläche.
Navigation in Costa Rica
Es hat auf dem Lande nicht so viele Straßen und so könnten Sie auch ohne Navi überleben. Aber es ist schon bequem und einfacher. Gerade und ohne gute Beschilderung durch die Städte zu finden. Wir empfehlen Ihnen einen kleinen Router (Hotspot) zu mieten, der bei von uns organisierten Mietwagenrundreisen und Gruppenreisen standartmäßig im Paket dabei ist, mit dem Wagen zusammen.
Dann haben Sie Internet im Fahrzeug, können über Whatsapp telefonieren, Internet komplett nutzen auf allen Ihren Geräten und sich eine Naviapp downloaden. In Costa Rica ist "Waze" die beste Software. Besuchergesteuert und Ihre Daten werden nicht so gut geschützt, wie in Europa. Dafür erfahren Sie in Sekunden, wenn der Fahrer vor Ihnen ein Faultier meldet, dass die Straße überqueren möchte.
Außerdem noch gut zu wissen beim Autofahren in Costa Rica
- Hupen ist eher als Dank oder Gruß zu verstehen, denn als Provokation
- Lichthupen signalisieren meist eine Polizeikontrolle
- Ungewöhnliche Gegenstände oder Äste auf der Straße können Gefahrenstellen anzeigen
- Bei schweren Verstößen gegen die Verkehrsordnung kann Ihnen das Nummernschild abgenommen werden
- Mietwagen können von Personen ab 21 Jahren gefahren werden und mit mindestens 2 Jahren Fahrpraxis
- Avenidas haben immer Vorfahrt vor den Calles (auch wenn sie von rechts kommen)
- Es wird immer gegen 18 Uhr dunkel. Planen Sie das ein, wenn Sie sich nicht bestens auskennen.
- Manchmal sind rote Ampeln für einige Verkehrsteilnehmer eher unverbindliche Empfehlungen
- An Weihnachten und an Ostern werden die Autobahnen in eine Richtung gesperrt und es kommt zu erheblichen Behinderungen für diejenigen, die in die andere Richtung müssen! ... und besser immer ein VEHICULO nach dem anderen in Costa Rica :o)
Fazit für Mietwagenreisende
Es ist keine Zauberei, in Costa Rica selbst zu fahren. Kommen Sie mit genug Gelassenheit und Ruhe. Kommen Sie mit ausreichend Zeit in der Reiseplanung. Kommen Sie mit einer überlegten und gut auf Sie zugeschnittenen Routenführung in das Land der Faultiere und Aras. Dann gehen Sie mit unvergesslichen Erlebnissen im Kopf und dem guten Gefühl, das „Pura Vida“ verstanden zu haben!