Flora & Fauna / Costa Rica

Die Kleinbären in Costa Rica

„Räuber, Langschläfer und Opportunisten“
30. Mai 2023

Mittelamerika

Costa Rica

Die Kleinbären in Costa Rica

„Räuber, Langschläfer und Opportunisten“

 

Mittelamerikanischer Katzenfrett, Krabbenwaschbär, Waschbär, Weißrüssel-Nasenbär, Wickelbär und Mittelamerika-Makibär sind die sechs Arten Kleinbären, welche in Costa Rica anzutreffen sind. Da sich Forscher über die Zurechnung von Unterarten uneinig sind, variieren die Angaben zu der Gesamtzahl Kleinbärenarten zwischen 8 und 20. Ursprünglich waren Kleinbären nur in der neuen Welt zu finden. Inzwischen sind sie, insbesondere die Waschbären, in vielen Ländern der Erde eingebürgert. Manche Forscher zählen auch die zwei Pandaspezies Asiens zu den Kleinbären, andere Wissenschaftler empfehlen, sie mehr zu den „echten“ Bären zu zählen. Procionidae, der wissenschaftliche Name der Familie, bedeutet „hundeähnlich“. Und ihr Ursprung ist sogar in Europa zu finden. Dann, vor rund 35 Mio Jahren, sind sie nach Nordamerika eingewandert. Nach der Schließung der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika vor rund ein bis zwei Mio Jahren sind sie dann auch nach Südamerika gelangt. Ihre Gemeinsamkeit ist ein nicht ganz eindeutiges Fleischfressergebiss, es fehlen somit einige Merkmale im Gegensatz zu den absoluten Fleischfressern. 

Der Körperbau der Kleinbären ist besonders bemerkenswert, wenn man die Füße betrachtet. Zunächst haben sie allesamt 5 Zehen an allen vier Pfoten. So haben aber baumlebende Arten wie Wickelbär, Makibär und Katzenfrett zusätzliche Gelenke, die eine Drehung um 180 Grad ermöglicht. Der Wickelbär hat darüber hinaus primatenähnliche Hände zum besseren Klettern und Früchte greifen. Kleinbären, die mehr Zeit am Boden verbringen, somit Wasch- und Nasenbären, haben Hinterpfoten, die nur deutlich weniger weit umkehrbar sind. Sie sind aber auch in der Lage, an Baumstämmen kopfüber herunter zu klettern. Nicht ganz so elegant, aber es klappt auch.

Kleinbären haben lange Schwänze, die beim Bewegen und Klettern als Balancierstange dienen. Der Wickelbär hat auch hier die höchste Weiterentwicklung erfahren, eben mit einem Schwanz, welcher zum Greifen verwendet wird. Es ist aber auch das bei vielen Kleinbären vorhandene Ringelmuster der Schwänze zu erwähnen. Es dient zur Kommunikation der Gruppenmitglieder. So ist z B bei Nasenbären zuweilen nur der aufrechtgestellte Schwanz eines Individuums oder einer Gruppe im Unterholz zu sehen. 

Alle Kleinbären sehen in der Nacht recht gut. Farben sind aber ihre Schwäche. Weiter ist ihr Geruchssinn und Gehör sehr gut ausgebildet. Waschbären z B erkennen ihre Nahrung so auch tiefer im Boden versteckt und Nasenbären bestimmte Früchte mit Reifegeruch aus großen Entfernungen. Außer dem Wickelbär haben alle Kleinbären anale Duftdrüsen, um ihre Reviere zu markieren. Dafür hat Dieser Drüsen an Hals, Brust und Bauch. Katzenfrett und Makibär nutzen Analsekrete auch zur Abschreckung und Verteidigung.

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Waschbären haben wohl von allen Kleinbären die am besten ausgeprägten Tasthaare und auch Nerven in den Händen. Damit ertasten sie Nahrung, um sie dann zu fangen und zu fressen, ohne sie gesehen zu haben. Für das Katzenfrett sind diese Sinne ebenfalls wichtig. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Fleischfressern sind die Kleinbären recht häufig und zumeist ungefährdet. Weil sie eben auch Opportunisten sind, also Allesfresser. Sie haben somit etwas weniger Ansprüche an ihr Revier und kommen auch ja weiter untern in der Nahrungspyramide vor. Selten gibt es Probleme mit den Menschen, somit Schäden an Vieh oder Kulturen. Und so hielt sich die Verfolgung auch immer im Rahmen. Obwohl gerade Waschbären und Nasenbären in dichter besiedelten Gebieten (für den Menschen) lästig werden können. Früher wurden in Costa Rica Waschbären auch gejagt und verzehrt. Heute ist jegliche Jagd in Costa Rica verboten. In dieser Sache ein Vorbild für die ganze Welt. Kommen wir nun aber zu den Steckbriefen der Arten.

 

Mittelamerikanischer Katzenfrett (span. Cacomistle)

 

Relativ selten in Costa Rica, es ist die südliche Grenze des Verbreitungsgebietes. Kopfrumpflänge 45 cm, 1 kg. Lebensraum: Wälder im oberen Bergregenwald und Nebelwald in der Zentralkordillere. Nächtliche Lebensweise. Gewisse Ähnlichkeit mit dem  „normalen“ Waschbär, nur etwas schlanker. Bevorzugte Nahrung sind Früchte, Blüten und Samen. Dann weiter Insekten, Spinnen, Eier und kleine Wirbeltiere (selten). Ihre Reviergröße beträgt rund 25 Hektar. Seine Feinde sind Greifvögel, Ozelot, Tayra und Riesenschlange.  

 

Krabbenwaschbär (span. Cangrejero)

Nicht häufig in Costa Rica, aber in seinem Stammland im Südwesten an der Pazifikküste und bis maximal 1000 m regelmäßig vorzufinden. Weiter kommen sie in Südamerika an der Atlantikseite (gesamtes Tiefland bis zu den Andenhängen) bis Nordargentinien vor. Nachtaktiv, auf dem Boden und in Bäumen. Meist Einzelgänger. Unterscheidet sich vom Waschbär durch längere Beine und schwarze Pfoten. Keinesfalls kann man den Namen gebrauchen, um die beiden Waschbärarten zu unterscheiden. Krabbenwaschbären kommen auch weit im Inland vor (bis Orotina) und Waschbären essen auch Krabben. Kopfrumpflange 60-65 cm, 5-8 kg. Männchen größer als Frauen. 

Ihre Nahrung setzt sich aus Süßwasserkrabben (in den unteren Flussverläufen häufig) und Krabben, Muscheln, Fischen, Fröschen, Insekten und manchmal Früchten zusammen. Im Manuel Antonio bekommen sie im Juli und August Nachwuchs, 5-7 Junge. Ihre Reviergröße beträgt ca. 5 Hektar. 

 

Waschbär (span. Mapache)

 

Häufig in offenen und an gestörten Standorten. Seltener in Urwäldern. Bis 2800 m Meereshöhe im Gebirge, sonst im ganzen Land flächendeckend vorhanden.

Kopfrumpflänge 45-65 cm, 4-8 kg. Zumeist nachtaktiv, dämmerungsaktiv, auf dem Boden wie auf Bäumen und oft solitär. Aber neuere Erkenntnisse schreiben von einem geschlechtsspezifischem Sozialverhalten. Weibchen teilen sich Reviere und Männchen sollen zuweilen in Kleingruppen das Land unsicher machen. Nahrung: Krustentiere, Fische, Frösche, Würmer, Vogel- und Schildkröteneier, Früchte, Nüsse und Insekten. Insgesamt rund 40 % Wirbellose, 33 % pflanzliche Nahrung und 27 % Wirbeltiere werden verspeist. Ein Revier hat eine Größe von ca. 50 Hektar. Sie bekommen nach einer Tragzeit von zwei Monaten zwei bis sieben Junge. Nach acht Monaten verlassen die Jungen die Mutter. Zu erwähnen ist ihre Wanderfreudigkeit (300 km sind nachgewiesen) wenn sie sich neue Reviere erschließen. Ihre Lebenserwartung liegt in der Natur bei rund 5 Jahren. Unter Haftbedingungen können es 20 Jahre sein. 

 

Weißrüssel-Nasenbär (span. Pizote)

 

Ebenfalls häufig, bis 3500 m, tagaktiv und im ganzen Land vertreten. Lebt sowohl auf dem Boden wie auch in Bäumen. Männchen solitär, Weibchen und Junge in Gruppen bis 25 Tiere. Kopfrumpflänge 50-75 cm, 3-6 kg. Die Männchen sind größer. Nicht buschiger Schwanz, welcher oft senkrecht nach oben gestellt wird zur Gruppenkommunikation. Der Weißrüssel-Nasenbär kommt vor von Arizona/Texas US und bis Ecuador. Andere Nasenbären noch weiter in Südamerika. Sie gewöhnen sich schnell an Menschen und sind deshalb recht einfach zu sehen. Ihre Nahrung besteht aus Kleintieren und Früchten. Eine Gruppe beansprucht ein Gebiet von ca. 40 Hektar.

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Nasenbär 
Männchen sind nur während der Paarungszeit von zwei Wochen in der Gruppe und haben aber ein Revier von 150 Hektar. Nach 10 Wochen (April/Mai und im Trockenwald Juli/August) werden 2-7 Junge geboren und vier Monate gesäugt. Mit 15 Monaten sind sie komplett erwachsen. Männchen müssen dann die Gruppe verlassen und pflanzen sich dann im Alter von drei Jahren zum ersten Mal fort. Nasenbären gehören zu den sehr wichtigen Samenverbreitern, da die Darmpassage die aufgenommenen Samen nicht keimunfähig werden lässt. In früheren Zeiten wurden Nasenbären auch gejagt, ihres Fleisches wegen. Da sie, ebenfalls wie Waschbären, als Ernteschädling nur eine untergeordnete Rolle spielen, werden sie nur selten vom Menschen verfolgt. Aber, wie alle andere Kleinbären, müssen sie sich vor dem Jaguar, Ozelot Jaguarundi und Pumas in Acht nehmen. Jungtiere auch vor z B Koyote, Abgottschlange und Kronenadler.

 

Wickelbär (span. Martilla)

Auch der Wickelbär ist ein häufiger Kleinbär, kommt im ganzen Land in Wäldern vor bis 2.200 m. Wegen seiner nächtlichen und baumbewohnenden, solitären Lebensweise nicht oft zu sehen. Die Kopfrumpflänge beträgt 50 cm bis etwa 2,5 kg. Die ersten weißen Menschen in der neuen Welt hielten den Wickelbär, oder auch Honigbär, wegen seines Wickelschwanzes für einen Primaten.

90 % ihrer Nahrung sind Früchte und Samen sowie Nüsse. Die restliche Menge besteht dann aus Blüten, Nektar und Insekten, auch mal kleinen Wirbeltieren, Eiern oder eben Honig. Zur Aufnahme von Flüssigkeiten wie Nektar und Honig hat er eine sehr lange Zunge. Das Sozialleben wirft noch Fragen auf. Denn normal sind sie Einzelgänger, zuweilen sieht man sie aber auch in nahrungsreichen Bäumen gemeinsam oder auch zusammen schlafend. 

Nach einer Tragzeit von vier Monaten werden ein oder zwei Junge zumeist in der Trockenzeit (trockeneren Zeit) geboren. Nach 1,5 Jahren sind Männchen dann geschlechtsreif, Weibchen nach 3 Jahren. Wie die drei voran beschriebenen Kleinbärenarten sind Wickelbären wichtige Samenverteiler. Aber auch als Bestäuber von Blüten ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Leider werden/wurden Wickelbären öfter als Haustiere gequält und missbraucht. Zum Teil auch getötet, wegen Fleisch und Fell. In Costa Rica ist es jetzt streng verboten. Nicht nur die Jagd, sondern generell auch die Entnahme aus der Natur und die Haltung. In vielen Gegenden Lateinamerikas ist es heute sehr beliebt, ein Selfie mit einem zahmen Wickelbär auf der Schulter anzufertigen. Denken sie als Tourist daran, jedes Tierselfie und das Geld was man dafür zahlt, ist ein Argument, wieder ein Tier der Natur zu entnehmen und sie hinter Gittern zu halten. Lassen sie sich nicht täuschen von Argumenten wie: „Seine Mutter hat ihn verstoßen oder er ist angefahren worden“. 

 

Mittelamerika-Makibär (span. Olingo)

 

Nicht selten findet man diesen Kleinbären an der karibischen Seite (inklusive Zentraltal) Costa Ricas bis 2000 m. Zumeist sind Olingos nachtaktiv, baumbewohnend und einzelgängerisch. Die Kopfrumpflänge (ohne Schwanz also) liegt bei 43 cm und das Gewicht beträgt zumeist um die 1,5 kg. Sie haben relativ große Ähnlichkeit mit der vorher beschriebenen Art, dem Wickelbär. Sind jedoch etwas kleiner, geschickter, springen weiter von Baum zu Baum (bis drei m). Und haben keinen Greifschwanz. Das Nahrungsspektrum soll ähnlich sein, wie das des Wickelbärs, aber es ist in freier Natur noch wenig erforscht. Möglicherweise ist der Anteil tierischer Kost doch etwas höher? So vermutet man weiter auch, dass sie weniger sozial sind als Wickelbären. Die Tragzeit beträgt 2,5 Monate und es werden zumeist nur einzelne Junge geboren. Über ihre Rolle als Pflanzensamenverteiler und Pflanzenbestäuber ist ebenfalls noch nicht sehr viel bekannt. 

 

Auf unseren selbst geführten Rundreisen oder auf unseren WhatsApp-begleiteten Mietwagentouren gelingt es zumeist Waschbär, Krabbenwaschbär und Nasenbär zu beobachten. Zuweilen und etwa so auf jeder zweiten Reise, erleben wir auch die Beobachtung eines Wickelbären oder Makibären. Einen Katzenfrett haben wir leider noch nie gesehen.

Lehnen sie die Haltung von Kleinbären ab, in Lateinamerika und auch in Europa. Es ist sicher ein Privileg, sie in freier Natur einmal zu erleben. Heutzutage kann man sich aber auch über Filmmaterial im Internet und TV über das spannende Leben dieser Tiere informieren. 

Der Autor

Stephan Martens

Die Natur ist meine Leidenschaft. Und mein Traumberuf seit rund 20 Jahren Reiseleiter: Genauer gesagt bin ich Naturreiseleiter und leite auch Ornithologische Touren. Ökologische Zusammenhänge und die anthropogenen Auswirkungen finde ich spannend. Mit Gästen Naturbegeisterung teilen, das gefällt mir.

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Insbesondere Nasenbären und Waschbären (beide Arten) zeige ich ihnen gerne auf meinen Touren. Zuweilen gelingt auch die Beobachtung von Makibär oder Wickelbär. 

Costa Rica ist für die Beobachtung von Kleinbären ein perfekter Ort. 

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