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Reiseleiter Stephan Martens

"Ihr Guide für Reisen in der Natur im Gespräch"
04. Januar 2021

Europa

Spanien

Reiseleiter Stephan Martens im Interview

22 Tage Naturreise oder eine ornithologische Rundreise im 10.000 Kilometer entfernten Costa Rica ist für viele Reisefreunde ein Vorhaben, welches gut geplant sein soll. 

So möchte man wissen, wem man sich anvertraut und ob der „Reiseleitungsstil“ zum Reisenden passt.

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Stephan foppt Kaiman 

 

So haben wir einfach mal nachgefragt:

Wie leitet Stephan seine Reisen und was ist ihm dabei wichtig?!

DiNA: Stephan, seit wann bist du Reiseleiter und wie bist du dazu gekommen?

 

Stephan Martens: Reiseleiter ist ja kein Lehrberuf. Irgendwann macht man es zum ersten Mal, dann ist man Einer. Das war bei mir vor rund 20 Jahren: Noch zu den Zeiten in denen man mit einer selbstgestrickten Website Leute erreicht hat und ich so in der Wintersaison, in der ich nicht in meinem eigenen Gartenbaubetrieb gearbeitet hatte, Rundreisen in den Tropen machen konnte. 

Stephan Martens 
Und ich gebe zu, als ich das erste Mal mit gemietetem Bus und 6 Gäste auf der Liste in San Jose mit einem Schild in der Hand am Flughafen stand, hatte ich mächtig die Hose voll. Nur wenig Spanisch sprechend, nie eine Reise dergleichen mal mitgemacht bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Aber vielleicht war es das. Denn mir hat keiner gesagt, was ich sollte, dürfte oder müsste. Was besser sei und was nicht. Ich habe das gemacht was mir nach menschlichem Ermessen richtig erschien, was mir auch Spaß bereitet hat. Immer so, dass ich während der Reisen zu 100% im Dienste der Sache stand und heute noch stehe. Sicherheit und Zuverlässigkeit haben dabei, so denke ich, immer absolute Priorität. 

 

DiNA: Du bist Spezialist für Naturreisen in Costa Rica und Spanien. Wie darf man sich eine solche Reise vorstellen und auf was legst du bei der Reiseleitung den Schwerpunkt?

 

Stephan Martens: Ich möchte nie und würde nie eine Reise mit großer Gruppe leiten. Das degradiert den Reiseleiter zum Programmansager und Schlüsselverteiler. Die Touren die ich leite sich schon Fachreisen, fast Studienreisen? Nein, sicher nicht so steif wie bei Studiosus. Und die können ja auch nur Großgruppe. Aber sie haben schon ihren fachlichen Anspruch.

Stephan Martens auf den Hanging Bridges 

Durch die Gruppengröße von nur 4-6 Gästen habe ich so aber auch auf den ornithologisch- oder botanisch Interessierten einzugehen. Oder wenn ich spüre, die Reise sollte ein wenig mehr mit Kultur, Geschichte gewürzt werden, dann reagiere ich halt. Das geht durchaus auch so weit, wie bei manchen Reisen die sog. „Hausaufgaben“ mit Bestimmungsbuch, Fotoauswertungen und Besprechung der Tagessichtungen. 

Mein Schwerpunkt ist somit, jedem Reisenden die besten Seiten der Natur des Ziellandes zu zeigen. Mit den Schwerpunktdetails, die er sich vorstellt. Was dies genau ist, ist herauszufinden meine Aufgabe vor der Reise. 

Sicher bin ich kein „Hansdampf-in-allen-Gassen“ oder „1000sassa“, aber in der Natur doch zuhause. Nicht überall Spezialist, aber vielleicht ein wenig Generalist. 

 

DiNA: Du verbringt ja zu „normalen“ Zeiten die Wintermonate meist komplett in Costa Rica. Was machst du zwischen den Reisen und wie organisierst du die Post, das Kundentelefon und das Büro von dort aus? 

 

Orosilodge 

Stephan Martens: Ja das sind glücklicherweise meist 4 Monate, sodass mich dann die schlechte Jahreszeit in Mitteleuropa nicht so sehr ärgert. Dann übernehme ich für gewöhnlich so 3-4 Touren. Mindestens eine Ornithologische. Seit einiger Zeit auch und in Begleitung meiner Frau Sabrina Martens. Das ist ein deutliches Plus für diese Touren, nicht nur für mich persönlich. Denn einerseits 4 Monate von seinem Partner getrennt sein, ist nicht einfach. Andererseits ist es schön, nicht alle Strecken selbst fahren zu müssen, in der Natur auch eine zweite Hand zur Hilfe zu haben. In Punkto Sicherheit und Tagesorganisation ebenfalls und somit ein deutlicher Mehrwert. 

Im Reisegepäck sind, für die Büroarbeit, Post etc., ein Laptop und mobiles Internet. Während der Reisen ist es somit unerlässlich, auch mal ein Telefonat des Nachts führen. Aber ansonsten stresst mich das Büro nicht. Alles ist gut organisiert, in den Zeiten der Reiseleitung übernimmt eine Kollegin in Europa die ersten Kontakte und was noch so an letztem Rest Papierpost mal kommt. 

 

DiNA: Du bist Umweltschutz-Techniker, wie stehst du zu dem Thema Reisen und Natur? Was unternimmst du konkret als Reiseleiter in Ländern wie Costa Rica und Spanien zu diesem Thema. 

 

Stephan Martens: Es ist schön zu sehen, dass es Länder gibt, die vom Naturtourismus profitieren. Nicht nur die Menschen freuen sich, dass ihnen ein Einkommen ermöglicht wird, sondern auch die direkte Unterschutzstellung von wertvollen Gebieten ist ein Positivum. 

Viele Menschen in den Zielländern übernehmen mit der Zeit die Sicht der Naturfreunde, die Sicht auf die naturgegebenen Schätze und die Notwendigkeit diese zu bewahren. 

In Spanien und Costa Rica, aber auch auf Reiseleitungen in Mitteleuropa, da werden wir nicht müde, auf Missstände im Umweltbereich hinzuweisen. Auch auf das, was funktioniert und gut ist. Somit besuchen wir auch gerne eine Bio-Kaffeeplantage, halten aber auch am Ananasfeld an um die direkt sichtbaren Umweltschäden in Augenschein zu nehmen. 

Mir ist persönlich sehr wichtig, dass auch der kleine Mann oder Frau vom Tourismus profitiert. Immer mal einen freischaffenden lokalen Guide mit ins Boot zu nehmen, in kleinen Hotels das Lager aufzuschlagen, wo ich Gärtner und Putzfrau mit Vornahmen kenne, in Lokalen zu essen, wo eben regionale Speisen noch auf der Speisekarte zu finden sind, das hat für mich hohen Stellenrang. 

 

Somiedo - Stephan und die Bären 

DiNA: Was ist dein Lieblingsort in Costa Rica und warum? Welcher ist dein Lieblingsort in Spanien und warum? 

 

Stephan Martens: In Costa Rica fühle ich mich besonders wohl in Boca Tapada oder Cano Negro. Das liegt wohl an der Fülle der Natur dort, an den tollen Möglichkeiten Natur einzuatmen. Die 30 Grad und 100% Luftfeuchte sind mir sehr angenehm. Ja vielleicht liegt es aber auch an den Freunden, welche ich in all den Jahren gerade dort gefunden habe. Vielleicht ist es die Herzlichkeit der Betreiber der Unterkünfte, mit denen ich dort zusammenarbeite? Jedenfalls ich persönlich, auch meine Frau, haben immer das Gefühl so ein wenig nach Hause zu kommen, wenn wir 3-4 Mal im Jahr dort logieren. 

Spanien? Ja da zögere ich etwas .... denn mir gefällt im Norden das Kantabrische Gebirge. So nahe am Ozean und doch ein richtiges Hochgebirge. Aber auch die Extremadura hat es mir sehr angetan. Ich liebe die Weite, die Menschenleere und herbe Landschaften. Meer muss ich nicht zwangsläufig haben, finde Wasser in Form von Seen und Flüssen aber sehr spannend. 

Spanien ist zumeist und während der übrigen Monate des Jahres und Zeiten, in denen keine Reiseleitung ansteht, unsere Wahlheimat.

 

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Stephan sucht Fische 

DiNA: Du leitest auch ornithologische Reisen, wie stark ist das Thema Vögel in den Naturreisen vertreten? Wäre eine Naturreise auch etwas für Ornis und kannst du dann den Botanikern noch gerecht werden? Wie vereinst du den normal interessierten Naturerlebnis-Reisenden, der auch mal gerne ein Bierchen in der Abendsonne trinkt? 

 

Stephan Martens: Wie schon gesagt bin ich bei der Gruppenstärke von nur 4-6 Leuten sehr flexibel. Die meisten Touren begleitet zudem noch meine Frau. Jeder von uns hat so seine Schwerpunkte und so denke ich, wir können vielen Reisewünschen gut entsprechen. Nicht nur die Orchideen in Taubergießen, nicht nur die Kolibris am Poasvulkan, sondern auch ein fotografisches Highlight in Form eines Stopps am Richtigen Ort zur richten Tages-licht-zeit gehören zum Repertoire. Ebenso zu erkennen, wann die angemessene Zeit für Pausen mit Genuss gewünscht ist. Denn...der Mensch lebt nicht vom Vogel alleine. 

 

DiNA: Wie bereitest du deine Reisegäste mit deinem Team auf deine Reisen vor? Was darf der Kunde hier von dir erwarten?

 

Stephan Martens: Ich denke unsere Beschreibungen der Reisen, Tagesabläufe und Bildergalerien geben einen Vorgeschmack darauf, auf was sich der Naturfreund einlässt. Weiter halte ich ausführliches Telefonieren für sehr gut und nützlich. Bei uns telefoniert man dann ja direkt mit dem Reiseleiter; das geht sonst fast nirgends. 

Dann, kurz vor der Reise, da gibt es ebenfalls etwas, was ich bei anderen Reiseveranstaltern noch nicht gesehen habe: Ein Fotobuch als Reiseunterlage von CEWE-Print. Als Vorinformation, mit Reiseverlauf, mit Packliste, Flugdaten, Adressen und vielen tollen Fotos. 

Auf den Reisen sieht es dann zumeist so aus, dass meine Frau oder ich am Abend, bei dem gemeinsamen Abendessen, den kommenden Tag beschreiben. Aktuellste Hinweise geben. Ja und auch Dinge, die abhängig vom Wetter, von der Mannschaft, von der Kondition des Weges gerade sind. Da werden Fragen zu Schuhwerk und weiterer Ausrüstung geklärt, Fragen zu Lichtverhältnissen in Sachen Foto, Entfernung der Objekte oder Einkehrzeiten. 

 

DiNA: Warum hast du gleich eine eigene Firma gegründet, um deine Reisen zu vermarkten und dich nicht einfach als Reiseleiter anstellen lassen. 

 

Stephan Martens: Weil ich keinen Bock auf einen Chef hatte. ....

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Stephan stellt ihnen gerne eine Mietwagentour zusammen 
Nein Spaß beiseite: Vor und während der ersten Jahre in der Reisebranche war ich bereits anderweitig selbstständig, mit eigenem Ausbildungsbetrieb. Diese Freiheit gibt man dann nicht mehr auf. Sicher, du kaufst dir diese Freiheit mit Risiko und langen Tagen ein, aber es bietet eben selbstbestimmtes Arbeiten.

Weiter möchte ich, wenn ich vor Ort bin, auf einer Rundreise, in einer Sondersituation, bei einem Notfall,.... niemanden fragen müssen. Nicht auf den letzten Cent schauen müssen, um ein gewisses Limit nicht zu überschreiten.  Ich will selbst entscheiden, wann mir die Qualität eines Hotels nicht mehr gefällt, wann es einfach nett ist mal ein Abendessen für die Gruppe zu übernehmen. Wenn ich selbst vor Ort bin, bekomme ich direktes Feedback vom Reisegast und kann diese Erfahrungen direkt in die Planung der nächsten Tour mit einfließen lassen. Mir ist klar, dass wir so mit dieser „Personalplanung“ niemals TUI werden können, aber es macht maximal Spaß und ich bin so Bestandteil der Gruppe und ständig mit interessierten und interessanten Menschen in der Natur. 

 

DiNA: Noch etwas Aktuelles. In diesem Winter ist ja alles sehr anders. Du hast Trogone gegen Trappen getauscht und Mittelamerika gegen Portugal. Wie hast du mit DieNaturreise die Corona Krise überstanden und wie hast du die Zeit genutzt? 

 

Stephan Martens: Noch haben wir diese Krise nicht überstanden. Aber es sieht gut aus, diese außergewöhnliche Zeiten zu meistern. Wir haben die Zeiten genutzt, unsere Website auf ganz neue Füße zu stellen. Neue Reiseziele haben wir aufgenommen, auch neue Touren unter meiner Leitung. Unter anderem auch in Deutschland. Mit den bewährten Konzepten aus Costa Rica: Mehrere Stationen, kleinste Gruppen, zwei Reiseleiter, Safaris und Wanderungen für Birdwatcher, Fotografen und Naturfreunde. 

Es sieht danach aus, dass es in Europa mehr Reiseleitungen für uns gibt. Und auch mehr Individualreisende. Denn auch Mietwagentouren gehören zu unserem Programm und dabei zehren wir doch sehr von unseren Landeskenntnissen durch die vielen Reiseleitungen. 

Aber auch Costa Rica und auch Ecuador werden zurückkommen. Sehr bald. Allerdings wird man sich auf etwas geschrumpfte touristische Infrastruktur einstellen müssen. Alles hat „Federn“ lassen müssen, zum Teil hat kurzfristig die Natur profitiert, die Ruhe „genossen“.. Meine Befürchtung ist aber, dass durch weniger Naturtouristen in manchen Ländern auf die finanziellen Möglichkeiten im Naturschutz sinken. 

Mitteleuropa und Spanien bietet dahingegen auch für die „vorsichtige“ Zeit in dem nächsten Jahr 2021 gute Möglichkeiten. Nimmt man den lästigen Flug mit Maske mal weg, dann sind Costa Rica oder andere entwickelte Lateinamerikaner gute Reiseziele auch für die ganz nahe Zukunft. 

Weiterführende Information

 Ihr Spezialist für Costa Rica und Spanien
sowie besondere Naturregionen.