Sie möchten in Spanien in die Natur? Sie möchten Birds, die sie in Mitteleuropa nicht so leicht sehen, finden und fotografieren können?
Hier meine persönliche Auswahl für sie. Nicht unbedingt Seltenheiten, nicht unbedingt exklusiv nur in Spanien zu finden, aber dafür gleich mit Orts- und Praxistipps. Und mit Hinweisen, in welchen Jahreszeiten und in welchem Lebensraum sie zu finden sind.
Allesamt sind es Persönlichkeiten und Typen, denen man alleine jeweils einen Ausflug widmen sollte. Mit Mehreren zusammengenommen ergibt sich dann vielleicht eine ganze Urlaubs-Natur-Reise?
Platz 12: Der Rosaflamingo
Ohne Frage ein ansehnlicher Vogel. Zumeist ja auch in stattlichen Schwärmen zu beobachten.
By the way: Es ist übrigens ein Märchen, dass sie nur, wenn sie durch Seihen und Filtern rote Krebstierchen aufnehmen, so schön rosa werden. In den Niederlanden, Nationalpark Maasduinen, habe ich mal einen Ausreißer der Kolonie vom Zwillbrocker Venn über seine Jugendphase beobachtet. Grau ist er angekommen, rosa ist er geworden. Nur mit der üblichen Diät, welche ein Flachgewässer der Tiefebene bietet.
Platz 11: Der Schwarzstorch
Ja ich weiß, er ist auch in vielen Ländern im östlichen Europa keine so große Seltenheit.
Er ist ja mit 100 cm nur etwas kleiner als sein bekannterer Bruder, der Weißstorch. Und er ist auch viel weniger ein Kulturfolger, baut er doch zumeist seine Nester in Bäumen in stillen, einsamen Waldregionen.
Wenn er im Frühling aus Afrika zurückkommt und so ab März in der Extremadura, im Nationalpark Monfragüe erscheint, macht er etwas ganz anders. Er brütet an einer gut einsehbaren Felswand, fast in Höhlen, in direkter Nachbarschaft von riesigen Gänsegeiern. Mit diesen zusammen steigt er dann bei passender Thermik auch auf, erreicht fotogen kreisend auch die gewünschte Höhe um dann die nächsten Kilometer gleitend bis in sein Fisch-Jagdgebiet zurückzulegen.
Platz 10: Die Blauracke
Ein schmucker Kerl: Etwa so groß wie eine Dohle, mit großem Kopf und kräftigem Schnabel.
Er sitzt gerne auf Warten und wartet .... auf große bis mittlere Flug- oder zumeist Bodeninsekten. Aber auch auf kleine Wirbeltiere wie Mäuse und Echsen. Mit charakteristischem Ruf stürzt er dann los, in rasantem Sturzflug packt er seine Beute und fliegt mit ihr zurück zu seinem Platz. In „Eisvogelmanier“ wird das Opfer dann durch Schlagen auf die Unterlage erst getötet. Ein klassischer „Ansitzjäger“. Auf dem Zug nehmen Blauracken aber auch mit Obst (Trauben und Feigen) vorlieb.
Ihre Lebensräume sind in Spanien überall dort zu finden, wo es lichte Baumbestände mit Bruthöhlen gibt. Also in halboffenen Gebiete, wie Dehesas (Korkeichen- und Steineichenwälder), aber im Süden auch in semiariden Landschaften. Dort benutzen sie dann oft Stromleitungen als Aussichtspunkt und auch Steilwandhöhlungen (Natur- und Gebäude) zum Brüten. Zuweilen, und bei passender Bodenbeschaffenheit und Härte werden auch Höhlen in Steilwänden selbst gegraben.
Schauen sie somit ab Mai in der La Mancha, Extremadura oder aber auch in Navarra, Aragon (trockenere Gebiete im Ebrotal) um diesen Vogel zu sehen. Ich kann keinen bestimmten Ort hervorheben, denn sie sind in guten Beständen vorhanden. Nirgends wirklich häufig, aber doch, weil sie sich ja auf Stromleitungen nicht so gut verstecken können, leicht zu finden. Nach September sind sie wieder im Winterurlaub im Afrika südlich der Sahara.
Platz 9: Der Wiedehopf
Kaiserstuhl und Neusiedler See. Da sind sie auch zu sehen.
In Spanien ist der „Stinkvogel“ ein Allerweltsvogel. Er stinkt, weil er seine Jungen zur Feindabwehr einkotet. Er kommt dort in die Gärten, auf die kurzgeschnittenen Wildrasen der Campingplätze. Er profitiert von der noch nicht so „durchgestylten“ Landwirtschaft. Von Flächen, die nicht bis auf den letzten Cent ausgepresst werden wie im extrem gewinnorientierten Mitteleuropa. Dort findet er im Boden mit seinem speziellen Schnabel seine Lieblingsnahrung: Engerlinge. Aber auch Raupen, Grillen, Käfer, Spinnen, Schnecken und Tausendfüßler stehen auf seinem Menüplan.
In ganz Iberien ist er ein richtiger Kulturfolger geworden, bevorzugt warme Standorte mit schütterer Pflanzendecke, oft Streuobstwiesen, Steineichenwälder, Wein- oder Olivenplantagen. Da wo Oliven und Wein neuerdings sehr intensiv in „Reihe und Glied“ und EU-gefördert angebaut werden, verschwinden sie mehr und mehr.
Wie die Blauracke bevorzugen sie für die Brut Hohlräume aller Art. Das muss nicht immer eine Baumhöhle sein, es reicht auch ein Holzstoß oder eine Mauerspalte.
In Nordspanien sind sie nur im Sommerhalbjahr ab April zu sehen. In der Südhälfte auch den ganzen Winter zusätzlich. Gute Regionen um sie zu beobachten sind die Extremadura, La Mancha, aber auch Andalusien, Aragon und Katalonien. Im Sommer auch im Norden südlich der Küstenbergkette, dort wo es etwas trockener ist. Also in Kastilien-Leon. Achten sie gerade im Frühling auf seinen „Huphuphup“-Ruf. Aber in Spanien werden sie ihn ohnehin nicht übersehen können; fliegt er auf ist er nicht nur wegen seines Schopfes ein Hingucker.
Platz 8: Der Kuhreiher
Bestimmt einer der Vögel mit dem größten Verbreitungsgebiet auf der Erde. Und deshalb für erfahrene Weltenbummler kein außergewöhnlicher Bird mehr.
Die Tiere schrecken durch ihre Hufe Insekten auf und schon ist der Reiher zur Stelle. Das ist offenbar so erfolgreich, dass der Nachteil, in der grünen Landschaft in dieser weißen Pracht so auffällig da zu stehen, locker wettgemacht wird. Man sollte ja annehmen, so ein für Prädatoren einfach zu ortender „Snack“ müsste sich schnell weg-evolutionieren.
Sie brüten in Kolonien auf Bäumen und es ist ein herrliches Spektakel, wenn die Jungen fast flügge sind. Von weitem hört man ihr Gezeter.
Interessant ist weiter, dass sie sich für die Paarungszeit extra „schick“ machen, ein Paarungskleid anlegen und dann deutlich anders gefärbt sind. Die Beine und Schnabel rot, das Gefieder zum Teil gelblich.
Das Ebrodelda, die Feucht-Regionen um Alicante, aber auch die ganze Extremadura und Andalusien sind das ganze Jahr über gute Orte zur Sichtung. Wo Weidetiere sind, ist der Kuhreiher meist nicht weit. Gerade in der Brutzeit ist ihnen aber die Nähe von feuchterem Gelände sehr angenehm.
Platz 7: Das Purpurhuhn
Eine echt „fette“ Ralle. Roter Schnabel – stahlblaues Gefieder – beeindruckend schön!
Ihr Nest bauen sie schwimmend, auf Wasserpflanzen gebettet legen sie rund 10 Eier. Die Kids sind Nestflüchter.
Platz 6: Der Rötelfalke
Dieser kleine, hübsche Falke macht uns immer besondere Freude.
Platz 5: Das Rothuhn
Bei den Jägern Spaniens steht dieses „verrückte Huhn“ auf Platz 1.
Entsprechend scheu ist es. Zumeist entdeckt man es während langsamer Autofahrten durch das Gelände. Steigen sie auch dann nicht aus, sondern lassen den Motor laufen, lassen vorsichtig das Fenster hinunter und können dann Kamera oder Fernglas in Position bringen. Es gibt keinen Ort, den ich besonders empfehlen könnte. Ihre Lieblingslebensräume sind jedoch offene Gelände mit schütterem Bewuchs. Nicht zu intensives Kulturland.
Die Geschlechter sind gleich, sie suchen Sämereien, Blätter, Wurzeln. Im Winter auch Hülsenfrüchte. Die Jungtiere besonders auch Insekten als Beikost.
Platz 4: Der Spanische Kaiseradler
Herr Adalbert Wilhelm von Bayern (wohl ein Blaublut) war Namensgeber.
Seine Nester baut er in besonderes großen Bäumen wie Korkeichen oder Kiefern. Insbesondere in ruhigen Gebirgen. Die Brutzeit dauert von März bis Juli und wenn zwei Junge flügge werden, dann war es ein guter Erfolg.
Die größte Dichte erreicht sein Bestand im Monfragüe Nationalpark in der Extremadura. Hier kann man das ganz Jahr mit ein wenig Geduld und Glück diese tollen Vögel beobachten. Mein Tipp ist hierfür der Mirador (Aussichtspunkt) de la portilla del Tietar.
Platz 3: Die Blaumerle
Einige Systematiker sehen diesen stahlblauen Felsenbewohner bei den Drosseln, andere neuerdings bei den Schnäppern.
Der aufmerksame Wanderer findet sie oft auf Warten sitzend im trockenem, warmen und steinreichen Gegenden. Steinbrüche, alte Gemäuer, Ruinen sind ja ohnehin Orte, die auch Naturfreunde anziehen. Hier machen sie Jagd auf Spinnen, Insekten, Würmer, Asseln und auch kleine Reptilien wie Eidechsen. Im Herbst werden, auch wieder in Drosselmanier, Früchte und Obst nicht verschmäht.
Sie ist somit fast ein Charaktervogel Spaniens, taucht immer wieder auf, begleitet Wanderungen. Es gibt keinen speziellen Ort, welchen ich zur Sichtung hervorheben könnte. Stimmt das Habitat, dann kann nur der tiefe Winter der Grund sein, sie zu übersehen.
Platz 2: Die Weißkopf-Ruderende
Ich habe diese komische Ente erst vor kurzer Zeit überhaupt zum ersten Mal gesehen.
Sie zeichnet ein Großer Kopf mit unverhältnismäßig großem und blauen Schnabel aus. Ihren Schwanz stellen sie oft, etwas entenuntypisch, in die Höhe. Ihre Beine hat sie noch weiter als andere Enden hinten am Körper, kann deswegen noch besser schwimmen und tauchen. Fliegen, das geht auch ganz gut, aber zu Fuß sind sie eher „trottelig“.
Sie kommen in Europa (mit Ausnahme des äußeren Südostens) nur in Spanien vor. Dort nur auf schilfbestandenen und brackigen Seen. Dort fressen sie gerne Wasserpflanzen, sowohl das Grün als auch die Samen. Kleinlebewesen werden dabei gerne mit verzehrt, aber eher zufällig. Vielleicht ist das der weitere Grund für ihre (natürliche) Seltenheit? Eine Ente sollte sich besser an das Filtern halten, wofür ihr Schnabel konstruiert ist.
Ein Ort, um sie das ganze Jahr über zu sehen, ist der Nationalpark Tablas de Daimiel und seine benachbarten Lagunen. Hier gibt es Beobachtungshütten, aus denen man bei jedem Wetter ,außer Gegenlicht , gute Bilder „erbeuten“ kann.
Platz 1: Der Gänsegeier
Er ist DER Spanier unter den Vögeln überhaupt.
In Größe übertreffen sie unseren edlen Steinadler deutlich. Aber sie sind auch im Flug von weitem unverkennbar. Liegen sie doch steif wie ein Brett in der Luft. Und wenn sie etwas näherkommen, sieht der Fernglasbeobachter oder Fotograf auch seine deutlich schwarz-weiße Flügelfärbung und seinen kahlen Hals. Dieser ist federfrei, damit er seinen Kopf ganz tief in verendete Tiere hineinstecken kann. Und danach eben nicht mit verschmutzen, blutigen Haupt nach Hause fliegen muss.
In Spanien werden Tiere aus der Massentierhaltung an bestimmten Stellen, offiziell und ordnungsgemäß, den Geiern „zur Verfügung gestellt“. Darüber hinaus profitieren sie von den offenen Landschaften, von der extensiven Tierhaltung und den dadurch regelmäßig anfallenden Kadavern.
An solchen Plätzen der Ablage toter Tiere können dann auf Vorbestellung und in Fotoverstecken Bilder geschossen werden, deren Ursprung man in der Serengeti vermuten würde. Zu den zahlenmäßig dominanten Gänsegeiern gesellen sich oft Mönchsgeier und der kleinere Schmutzgeier. Nachverwerter ist der Knochenbrecher, der Bartgeier.
Gute Orte, das ganze Jahr, um diese Riesen am Ruhe- und Brutplatz zu sehen, sind die Täler von Hecho und Anso in den Westpyrenäen. Oder die Yeclaschlucht bei Covarrubias (Burgos). Aber auch in den Picos de Europa sind sie häufig. Ein „Autotreffer“ ist auch immer der Geierfelsen im Monfragüe Nationalpark.